Effektive Grenzsteuerbelastungen in Deutschland und Großbritannien
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Die Steuerbelastung auf die Investitionen der Unternehmen hat im Hinblick auf deren Investitions- und Standortentscheidungen einen besonderen Stellenwert und ist daher ein wichtiger Teilaspekt für die Attraktivität der Investitionsstandorte. Dies schlägt sich in den Bemühungen der nationalen Gesetzgeber wichtiger europäischer Industrieländer nieder, die steuerlichen Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern und dadurch die Attraktivität ihrer Länder als Investitionsstandorte zu steigern. Dabei konkurrieren die Bemühungen der Einzelstaaten um ihre Attraktivität als Investitionsstandorte teilweise unmittelbar; bisweilen wird dies als Wettbewerb der Steuersysteme bezeichnet. In Anbetracht der europäischen Integration ist diese Entwicklung kritisch zu beurteilen. Der Schaffung des gemeinsamen Europäischen Binnenmarktes liegt die Zielsetzung zugrunde, den Kapitalverkehr zwischen den Mitgliedstaaten zu liberalisieren. Diese Zielsetzung verpflichtet sich der Vereinheitlichung der Wettbewerbsbedingungen im gemeinsamen Europäischen Binnenmarkt; das schließt die Vereinheitlichung der steuerlichen Rahmenbedingungen ein. Ein Gebot besteht hierzu jedoch lediglich für die indirekten Steuern, bei den direkten Steuern ist dies dagegen nicht der Fall. Diese Zurückhaltung ist Ausdruck einer Grundhaltung, die einer marktbestimmten Konvergenz aus dem Wettbewerb der Steuersysteme den Vorzug vor direkten gemeinschaftlichen Eingriffen gibt. Der Erwartung einer vollständigen Harmonisierung der steuerlichen Rahmenbedingungen in der EU ist jedoch zumindest mittelfristig vorsichtig zu begegnen. Im Hinblick auf die Funktionsfähigkeit des gemeinsamen Europäischen Binnenmarktes ist daher nach wie vor die Frage aktuell, ob und in welchem Ausmaß steuerliche Belastungsunterschiede existieren. Dieser Frage geht der Autor in dieser Studie anhand einer internationalen Steuerbelastungsanalyse am Beispiel der Länder Deutschland und Großbritannien nach. Für einen solchen Vergleich ist Großbritannien sowohl aufgrund der ausgeprägten bilateralen Beziehungen mit Deutschland als auch wegen der ausgeprägten steuerlichen Kontraste besonders geeignet. Der Autor entwickelt ein Messmodell, das den internationalen Vergleich von Steuerbelastungen auf Investitionen ermöglicht und das einer detaillierten Berücksichtigung steuerlicher Regelungen zugänglich ist. Auf der Grundlage dieses Modells werden Erkenntnisse über die Höhe der Steuerbelastungen auf Investitionen in Deutschland und Großbritannien sowie deren Zustandekommen gewonnen. Hierbei werden auch innerstaatliche Belastungsgefälle aufgezeigt, die sich zwischen den verschiedenen Formen unternehmerischen Handelns beispielsweise hinsichtlich der Rechts- oder Finanzierungsform sowie der Investitionsgüterart ergeben. Im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit sowie die steuerbedingten Kapitallenkungswirkungen im gemeinsamen Europäischen Binnenmarkt werden diese Steuerbelastungen - die auch für grenzüberschreitende Investitionen ermittelt werden - länderweise verglichen.