Integrative Landeskunde
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Seit etwa einhundert Jahren beschäftigt die Landeskunde als Teilbereich des Fremdsprachenunterrichts die Didaktiker. Sie sollte das Defizit bezüglich der Sprachpraxis ausgleichen und nahm im Laufe der Zeit einen festen Platz im Fremdsprachenunterricht neben Literatur und Grammatik ein. Dabei wurden die Ansprüche, die an die Landeskunde und an den Landeskundler gestellt wurden, über die Jahre immer komplexer. Landeskunde sollte Kulturschock- Prophylaxe leisten können, der Landeskundler sollte versiert sein in Musik, Kunst, Kultur, Alltäglichem, Politik, Geschichte und anderem mehr. Themen und Methoden zahlreicher Wissenschaften (Referenzwissenschaften) wurden in die Landeskunde und ihre Ansätze übernommen. Allein die nahe liegende, die Sprachwissenschaft, blieb unberücksichtigt. Das Ziel dieses integrativen Konzepts besteht darin, durch ausgewählte sprachliche Übungen, die in einem thematischen Zusammenhang stehen, dieSprache zu lernen, die rezeptiven Fähigkeiten zu schulen und für Sprache zu sensibilisieren. Dies fördert das Verstehen - auch das Verstehen des Partners (Empathie). Für den Landeskundler heißt das, dass er sich nicht mehr auf verschiedene Wissenschaften oder einen Kulturvergleich konzentrieren muss, sondern sich auf eine Sprache und damit verbunden eine Kultur spezialisiert. Das gefährliche Spannungsverhältnis zwischen Allrounder und Dilettant, in dem sich der Landeskundler gewöhnlich bewegt, kann somit als hinfällig betrachtet werden. Für Lerner heißt das, dass sie kein Wissen auf Vorrat anhäufen müssen, das weder auf den Bezugswissenschaften basiert noch aus den Kulturvergleichen resultiert. Sie lernen dagegen neue Wörter, neue Wendungen, neue Wortbildungen und Grundlagen sprachlicher Auseinandersetzungen, wie sie im Konzept der „Kontroversen Begriffe“ oder der Schlüsselwortforschung verankert sind. Über die Sprache lernen sie auch Kultur.