"Wenigstens mit Kenntnis zu leben"
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Uwe Johnsons „Jahrestage“ ist ein Montageroman: Die Hauptfigur Gesine Cresspahl reflektiert ein Jahr lang ihre Familiengeschichte, einmontiert werden unter anderem Nachrichten aus der „New York Times“. „Tante Times“ und „Tagebuch der Welt“ – das sind nur zwei der Titel, die die Zeitung im Roman trägt, und die ihre Bedeutung dokumentieren. Welche Rolle spielt die „New York Times“ im Roman und wie wird der darauf aufbauende Mediendiskurs präsentiert? Diesen Fragen geht diese Arbeit mithilfe der Diskursanalyse nach Michel Foucault nach. Sie erörtert die Funktionen der „New York Times“ umfassend und erfaßt sie systematisch. Dabei liegt der Akzent auf der Zeitung als Repräsentantin der Gesellschaft sowie als Erzählmedium. Die formale Einarbeitung der Artikel, die Funktionen der Zeitungslektüre für Gesine und für den Romanaufbau sowie das enge Verhältnis der Protagonistin zum Medium sind Gegenstände der Untersuchung. Verglichen werden zudem das dargestellte Medienbild und Gesines Rezeptionsverhalten mit in der Kommunikationswissenschaft prominenten Theorien. Diese Methode wirft neues Licht auf Gesines Mediennutzung und auf ihre Medienkompetenz. Aus der Charakterisierung des Mediendiskurses als Interdiskurs aber auch als eigenständiges Machtprinzip wird schließlich die Medienkritik Johnsons und seine Utopie des menschlichen Zusammenlebens erarbeitet.