Zur Kommunikation von Obszönität
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Auch beinahe 200 Jahre nach dem Tod von Donatien Alphonse François Marquis de Sade erregt das literarische Werk des französischen Adligen mit dem ausschweifenden Leben noch immer Anstoß und wird mit Obsessionen, Abartigkeit und Perversion assoziiert. De Sade ist Namensgeber der psychopathologischen Klassifizierung des 'Sadismus' und seither in der Alltagskommunikation untrennbar mit krankhaftem sexuellem Wahn und menschenverachtender Pornographie verbunden. Melanie Harmuth verfolgt kunst- und literaturästhetische sowie sozialgeschichtliche und literaturtheoretische Deutungsansätze, die de Sades Werk in der jüngeren Vergangenheit teilweise rehabilitiert haben. Die Autorin zeigt, dass die Definition von Obszönität stets auch von der jeweiligen gesellschaftlichen Befindlichkeit abhängt, und de Sades Gesellschaftsmodell radikaler Libertinage und schrankenloser Allmachtsphantasien vor diesem Hintergrund auch unter dem Gesichtspunkt einer fundamentalen Opposition gegen die im 18. Jhdt. entstehenden Normen und Werte des Bürgertums betrachtet werden kann.