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Evolutionäre Erkenntnistheorie und biologische Kulturtheorie

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Wer von den Älteren wird je die Fernsehbilder vergessen, in denen ein ergrauter, gestiefelter Professor zeigt, wie man mit Tieren (hier Graugänseküken) , spricht‘. Der 1989 verstorbene Nobelpreisträger Konrad Lorenz übt bis heute einen prägenden Einfluss auf unser kulturelles Gedächtnis aus. Seine von ihm entwickelte „vergleichende Verhaltensforschung“ führte zu einer Neubestimmung des menschlichen Verhaltens „vom Tiere aus“ und zu einer Aufwertung der tierischen Psyche. In der Philosophie wird er zum Begründer einer „bioevolutionären Erkenntnistheorie“, die Kants Ahistorizität der Kategorien in einen naturgeschichtlichen Kontext einbettet. Die lebendige Natur bildet die Spitze seiner Wertewelt, worauf er seine Kulturkritik stützt. Diese Wertung, die subjektiv einer „Biophilie“ entspricht, soll den kulturellen Verfall duch biologisches Umdenken stoppen. Doch es gibt noch, auf sein Hauptwerk anspielend, , eine andere Seite‘ von Konrad Lorenz, seinen Biologismus, der einer konsequenten Ideologiekritik unterzogen wird. Gemäß dem projektiv-aneignenden Ideologiekonzept von Peter Tepe wird ein Kriterienkatalog zur Identifikation solcher ideologieinfizierten Theorieteile entwickelt. Bei Lorenz heißt dieser Projektionsmechanismus „Biologismus“. Im 3. Reich hat er entsprechend seines projektiven Biologismus den nationalsozialistischen Rassismus und damit die kognitive, ästhetische und ethische Vorrangstellung unserer (genetisch) „Besten“ biologisch rationalisiert und somit „rassepolitische Maßnahmen“ gegenüber „Ausfalltypen“ , wissenschaftlich‘ gerechtfertigt. Die vorliegende Arbeit ist ein Versuch, ideologiekritisch und -funktionell eine faire Bewertung von Lorenz’ Person und Werk vorzunehmen.

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2005

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