Komplexe Menüs und kleine Displays
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Beim Umgang mit einem Mobiltelefon, einem weit verbreiteten menügesteuerten Gerät mit hoher Funktionsvielfalt, erleben viele Menschen Schwierigkeiten. Diese Schwierigkeiten sind nicht nur durch visuelle und motorische Anforderungen, die das Gerät mit seiner geringen Größe an den Nutzer stellt, bedingt. Vielmehr wird die Bedienung durch kognitive Faktoren erschwert. Diese betreffen das Verständnis des Menüs, innerhalb dessen die Funktionen angeordnet sind, und der Tasten zur Bedienung des Menüs. Nutzer irren vielfach im Menü umher wie in einem Labyrinth. Um dem Nutzer die Bedienung kleiner menügesteuerter Geräte zu erleichtern, werden in der vorliegenden Arbeit auf der Basis allgemeinpsychologischer Theorien sowie Befunden aus der Forschung zur Mensch-Maschine-Interaktion Gestaltungsmaßnahmen an einem Mobiltelefon entwickelt. Durch experimentelle Untersuchungen werden diese Gestaltungsmaßnahmen dann hinsichtlich ihrer Nützlichkeit für den Umgang mit einem solchen Gerät evaluiert. Aus den Untersuchungen ergeben sich zwei zentrale Elemente für die erfolgreiche Interaktion mit dem Handy: 1. Der Aufbau einer adäquaten mentalen Repräsentation des Menüs - welches analog zu einem Raum gesehen werden kann und somit räumliche Fähigkeiten vom Nutzer abverlangt. 2. Die Extraktion der Regeln, die den Tasten zur Bedienung des Menüs zugrunde liegen, wobei das schlussfolgernde Denken gefordert wird. Eine Reihe von Gestaltungsmaßnahmen zur Unterstützung des Aufbaus einer mentalen Repräsentation der Menüstruktur wurden experimentell evaluiert. Zum einen eine graphische „Landkarte“ des Menüs, die in Form einer Bedienungsanleitung vorgelegt wird. Sie führt zu besseren Leistungen beim Umgang mit dem Handy als konventionelle Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die lediglich Wissen über Landmarken, also relevanten Punkten in der Umwelt, darbieten. Zum anderen können auch Hinweisreize im Display des Gerätes, die die aktuelle Position des Nutzers innerhalb des Menüs anzeigen, Überblickswissen vermitteln. Die durchgeführten Experimente bestätigen, dass eine hierarchische Darstellung der auf jeder Menüebene ausgewählten Funktion auf dem Display in der Lage ist, den Umgang mit dem Handy zu verbessern. Für die Ausbildung von Überblickswissen der Menüstruktur ist ferner die Anzahl gleichzeitig auf dem Display sichtbarer Einträge der jeweiligen Menüebene von Bedeutung. Sieht der Nutzer immer nur eine Menüfunktion auf dem Display, erschwert ihm dies vermutlich den Aufbau einer adäquaten mentalen Repräsentation des Menüs, da er schwer zwischen verschiedenen Ebenen unterscheiden kann. Werden zu viele Einträge gleichzeitig dargeboten (mehr als fünf) wird die Leistung jedoch durch Schwierigkeiten der Lesbarkeit und Diskriminierbarkeit der Items gemindert. Die Komplexität der Tasten zur Menübedienung kann durch die Faktoren Anzahl an Tasten (bzw. Tastendruckpunkten), Anzahl an Modi einer Taste und semantische Ähnlichkeit der Modi beschrieben werden, und hiermit die Leistung im Umgang mit dem Gerät vorhergesagt werden. Der Tastensemantik kommt eine besondere Bedeutung zu. Eine Taste, die mit semantisch sehr unähnlichen Funktionen belegt ist, z. B. Bestätigen und Löschen, wird sehr häufig fehlerhaft betätigt und führt zu einer verringerten Lernbarkeit beim Nutzer. Eine derartige Tastenbelegung sollte daher vermieden werden.