"Verweile doch!"
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Über die Erfahrung absoluter Präsenz lässt sich nicht sprechen. Sie lässt sich aber sprechend herstellen. Das ist die Hauptthese dieses Buches, deren theoretische und poetische Implikationen die Autorin anhand von fünf prominenten Faust- und Don Juan-Bearbeitungen des 19. Jahrhunderts untersucht: Goethes Faust, Grabbes Don Juan und Faust, Lenaus Faust und Don Juan sowie Kierkegaards Entweder – Oder. In textnaher Lektüre werden die sprachlichen Präsenzeffekte analysiert, die von den Texten als Erfahrung der sprechenden oder schreibenden Figur vorgeführt werden. Die vorliegende Abhandlung eröffnet damit eine neue Perspektive auf das Augenblicksmotiv, das mit Goethe Eingang in den Faust-Stoff gefunden hat und welches auch für die Fabel des donjuanesken Verführers konstitutiv ist. Ihr besonderes Profil gewinnt die Augenblicks- als Sprachproblematik in dieser Studie auch durch ihre kulturgeschichtliche Kontextualisierung. Der Augenblick wird nämlich lesbar gemacht als Produkt der Säkularisierung, wobei seine Doppelseite zu Tage tritt: Er erscheint einerseits als eine entsakralisierte Variante mystisch-christlicher Augenblickserfahrung, andererseits als Figur von Resakralisierungsversuchen der Welt. Ein ausführliches Einführungskapitel trägt dem mystisch-christlichen Erbe des modernen Augenblicks Rechnung. Ausgehend von der mystischen Literatur des Mittelalters über Rousseau, Goethe, Pater, Hofmannsthal und Joyce bis hin zu Benn wird hier zudem die prägnante Aufwertung der Sprache in der Motivgeschichte des Augenblicks nachgezeichnet.