Eine gendersensible Studie zur Krise des beruflichen Bildungswesens in Deutschland
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In der vorliegenden Studie werden die vom Beruflichen Bildungswesen repräsentierten Strukturen mit einem konstruktivistisch-diskurstheoretisch begründeten und gender-sensibel angeleiteten Ansatz untersucht. Es wird dargelegt, wie mit hegemonialen Deutungsmustern und deren Wechselwirkungen eine spezifische Wissensordnung hergestellt und mit dem Argument der Pfadabhängigkeit geschützt wird. Mit der kritischen Analyse von institutionellen Strukturen und deren Genese, Begriffen und Kategorien, berufspädagogischer Theoriebildung, aber auch von Krisenphänomenen und ausgewählten Reformkonzepten werden Defizite und Begrenzungen v. a. des berufs-pädagogischen Diskurses identifiziert. Es werden Deutungsmuster und doing-gender-Mechanismen identifiziert, die die ideologische und strukturelle Koppelung der Kategorien Beruf und Gender bewirken. Weiterhin wird der gängige Betrachtungshorizont um die Kategorie Lebensweise(n) erweitert. Dadurch relativiert sich die Bedeutung der berufspädagogischen Leitkategorien Arbeit und Beruf. Es zeigt sich, dass das Zusammenwirken kollektiver Deutungsmuster, gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und biografischer Entwicklung verantwortlich dafür ist, dass die gegenwärtigen Bedingungen der „Pfadanhänglichkeit“ soziale Handlungsfelder und damit individuelle Handlungsspielräume jenseits von traditioneller (Geschlechts-) Rollenzuweisung und doing-gender-Mechanismen verhindern. Die u. a. über Geschlechtercodes normierten Berufe determinieren Lebensweisen derart, dass über die konstruierte und machtvoll reproduzierte Geschlechterdifferenz zugleich Ungleichheit reproduziert wird. Hinsichtlich des zentralen gesellschaftlichen, aber auch des berufspädagogischen Anspruchs der Integration und Partizipation der nachfolgenden Generation, ist ein Pfad-wechsel im Beruflichen Bildungswesen notwendig. Er wird möglich, wenn u. a. berufs-pädagogische AkteurInnen sich der Herausforderung stellen, bisherige Selbstverständ-lichkeiten auf essentialisierende, normalisierende und universalisierende Mechanismen im Hinblick auf Gender sowie andere Ausgrenzungskategorien zu hinterfragen.