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Psychosoziale Beratung und kulturelle Differenz

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Die Etablierung einer Beziehung zwischen Berater und Klient in der psychosozialen Beratungsarbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund wird nicht selten durch Beratungsabbrüche erschwert. Dies liegt häufig daran, dass das Versorgungsangebot und die Beratungsansätze nur ungenügend auf diese Klientel ausgerichtet sind. In der Studie werden daher augenscheinlich gelungene Berater-Klient-Beziehungen analysiert, um die Weiterentwicklung von Beratungsansätzen voran zu bringen. Dazu wurden in verschiedenen Beratungseinrichtungen mehrere Beratungsgespräche aufgenommen. Im Anschluss daran wurden Interviews mit den Beratern und Klienten über das zuvor stattgefundene Beratungsgespräch durchgeführt. Diese Gespräche wurden aus einer handlungs- und kulturpsychologischen Perspektive untersucht. Dabei wird Beratung als interaktiver und komplexer Handlungsprozess rekonstruiert und als soziale und kulturelle Praxis verstanden. Durch diese Herangehensweise ließen sich Erkenntnisse über den Zugang zu Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere zu Klienten aus der ehemaligen Sowjetunion, ableiten. Die Gesprächsanalysen zeigen, dass sich Beratung mit dieser Klientel über zwei verschiedene Phasen realisiert: den „Kontaktaufbau“ und die „eigentliche Beratung“. Die Kontaktaufbauphase grenzt sich inhaltlich und strukturell deutlich von der eigentlichen Beratung ab. Ein außergewöhnliches Engagement wird zum relevanten Charakteristikum professioneller Beratungspraxis, das oft auf der Nicht-Einhaltung normativ- professioneller Grenzen basiert. Dadurch wird eine Beziehung zwischen Berater und Klient möglich, die wiederum Prämisse für den Beginn der eigentlichen Beratung ist. Die Phase der „eigentlichen“ Beratung steht in einem Spannungsfeld zwischen einer Expertendominanz durch ein „Besserwissen“, einer entmündigenden Handlungspraxis, in der sich Bewertungen, Stigmatisierungen und Vorurteile manifestieren und einem Aushandlungsprozess, in den der Ratsuchende in die Entscheidungsfindung mit einbezogen wird. Die impliziten Annahmen der Berater über die jeweilige interkulturelle Begegnung und den kulturellen Hintergrund der Ratsuchenden spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Eine unhinterfragte Deutungsmacht der professionellen Akteure wertet nicht nur die individuellen Ressourcen der Klienten ab. Es erfolgt auch eine Einschränkung der Handlungsoptionen der Klienten. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen damit das Erfordernis eines reflektierten Umgangs mit Differenz. Sie zeigen eindrücklich das Festhalten der Berater an bekannten und traditionell geprägten Normen und spiegeln die Notwendigkeit einer Neuorientierung in der Beratungspraxis wider.

Buchvariante

2008, paperback

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