Die Einführung der Hausarztmedizin in die Ausbildung an der Medizinischen Fakultät Zürich
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Der technische Fortschritt nach dem Zweiten Weltkrieg führte in der Medizin wie in anderen Bereichen zu einer starken Spezialisierung. Die Machbarkeit der allgemeinmedizinischen Tätigkeit im herkömmlichen Sinn war in Frage gestellt. Ab 1948 entstanden in mehreren Ländern Zusammenschlüsse von Allgemeinpraktikern. In der Schweiz erreichten 1966 die ersten Vorreiter die Einführung des Facharzt-Titels für Allgemeinmedizin (FMH). 1977 wurde die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeinmedizin gegründet. Eines ihrer Anliegen war der Einbezug der Hausarztmedizin in die Medizinerausbildung. In Zürich hatten sich bereits zuvor mehrere Hausärzte zusammengeschlossen mit dem Ziel, den Anteil an qualifizierten Allgemeinmedizinern in der Gesamtärzteschaft zu heben. Das Lehrangebot, das bis 1979 verwirklicht wurde, umfasste Vorlesungen von Hausärzten, Gespräche von Praktikern mit Studenten und die Möglichkeit, einen Teil des Wahlstudienjahres in einer allgemeinärztlichen Praxis zu absolvieren. Durch die 1981 revidierte Medizinalprüfungsverordnung wurde eine koordinierte Lehrveranstaltung über allgemeinmedizinische Fragen obligatorisch. In Zürich wurde 1982 ein zweitägiger Blockkurs in Allgemeinmedizin und später zudem ein Gruppenunterricht in hausärztlichen Praxen eingeführt. Da die Zeit für einen Lehrstuhl nicht reif war, bildete man 1984 die . Fakultäre Instanz für Hausarztmedizin (FIHAM)". Wesentlich für diesen Teilerfolg waren günstige Randbedingungen, wie sie die ersten Pioniere noch nicht angetroffen hatten: Es kamen Impulse aus den Nachbarländern. Die WHO förderte die medizinische Grundversorgung weltweit. Es machte sich Kritik an der einseitig biomechanischen Denkweise der Schulmedizin bemerkbar. Die Allgemeinärzte entwickelten ein neues, eigenständiges Berufsbild und ein gestärktes Selbstbewusstsein. Neben diesen Voraussetzungen brauchte es die Entschlossenheit einiger weniger, die im entscheidenden Moment die Gelegenheit nutzten, um die Allgemeinmedizin in der Medizinerausbildung zu verankern.