Versorgungsforschung als Instrument zur Gesundheitssystementwicklung
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Die Versorgungsforschung umfasst neben der wissenschaftlichen Durchdringung des Geschehens und der institutionellen organisatorischen Rahmenbedingungen der Patientenbetreuung auch den Anspruch, bei Identifikation von Schwachstellen Konzepte für deren Behebung zu entwickeln. Soweit sich der jeweilige Forschungsgegenstand insbesondere auf die obere und mittlere Steuerungsebene der Gesundheitsversorgung bezieht, steht die Versorgungsforschung einer Politikberatung besonders nahe, da sie nur auf diese Weise eine Chance erhält, in einer überschaubaren Zeit wirksam beachtet zu werden. In einer Zeit, in der das Gesundheitswesen auf nahezu allen Ebenen dynamischen Steuerungsschritten unter institutioneller Beteiligung vieler Akteure unterliegt, stellt sich daher unter anderem die Frage, ob und wie die Stimme der Wissenschaft dabei so zur Geltung gelangt, dass ihre Erkenntnisse über die tatsächlichen Grundlagen des Leistungsgeschehens und ihre Zusammenhänge angemessen in die Steuerungsentscheidungen einfliessen. Wissenschaftliche Klärung bedarf der ergebnisoffenen Diskussion. Wenn die Versorgungsforschung sich nach allgemeiner Auffassung insbesondere dem lange vernachlässigten Bereich der Determinanten der sogenannten letzten Meile des Leistungsgeschehens verstärkt zuwenden soll, ist u. a. die Frage zu beantworten, wie ihre wissenschaftlichen Erträge gezielt in notwendige politische Entscheidungsprozesse einfliessen können, um nicht z. B. durch Missachtung in die Bedeutungslosigkeit zu geraten. Dieses seit jeher vorgegebene Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaft und Politik stellt sich für die Versorgungsforschung in besonderer Deutlichkeit.