Emergenz der Reformfähigkeit
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Worauf gründet das Phänomen des Reformwiderstands und somit der Reform? Welche Eigenschaften sollten berücksichtigt werden, um Reformfähigkeit erklären zu können? Welche Mechanismen machen das Zustandekommen einer Reform möglich? Welche Bedingungen ermöglichen, solch eine erwünschte Dynamik zu entfachen? Die konventionellen Theorien der Reform beruhen eher auf einer reformkritischen Betrachtungsweise. Sie begründen die Auswahl der ineffizienten Politik als Konsequenz des rationalen und eigennutzorientierten Verhaltens von Individuen, wodurch eine gesellschaftlich suboptimale Politik herbeigeführt wird. Dennoch stellt eine Reform ein Phänomen empirischer Wirklichkeit dar, das eine angemessene Erklärung erfordert. In dieser Studie wird zur theoretischen Fundierung des empirischen Phänomens der Reformfähigkeit einer Volkswirtschaft ein Perspektivenwechsel vorgeschlagen: die grundlegende Überlegung basiert darauf, eine Volkswirtschaft eines Landes als ein komplex adaptives System abzubilden, das aus einer Vielzahl an Agenten besteht, die innerhalb eines definierten Umfelds miteinander interagieren. Zur konkreten Modellierung der Interaktionsstrukturen in komplex adaptiven Systemen wird in dieser Arbeit ein agentenbasierter Modellierungsansatz zur Untersuchung des Reformphänomens vorgeschlagen und konzeptionelle Grundlagen für die agentenbasierten Simulation dieses Phänomens diskutiert. Die computergestützte Simulationsstudie zeigt, dass der agentenbasierte Modellierungsansatz eine logische Möglichkeit zur theoretischen Fundierung des empirischen Phänomens der Reformfähigkeit bietet. Im Wesentlichen zeigen die Ergebnisse der Simulationen, wie aus der lokalen Interaktion von heterogenen Agenten eine Populationsdynamik entsteht und dass die Überwindung des Reformdilemmas trotz der bestehenden sozialen und privaten Interessenkonflikte prinzipiell möglich ist.