Verwahrung, Vernichtung, Therapie
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Im Juni 2012 jährt sich die Eröffnung der IV. Pommerschen Provinzial-Heilanstalt Stralsund zum hundertsten Mal. Das Buch greift diesen Anlass auf und versucht, die Entwicklung des Standortes und der institutionellen Psychiatrie in Stralsund im Verlauf dieser 100 Jahre nachzuzeichnen. Nach ihrer Eröffnung eine der modernsten Anstalten Deutschlands kam es durch den Ersten Weltkrieg schon bald zu einem Hungersterben, wie in allen Anstalten zu dieser Zeit. Ihre Blüte erlebte die Stralsunder Landesheilanstalt während der Zeit der Weimarer Republik. Direkt hieran schloss sich im Nationalsozialismus das düsterste Kapitel der Anstaltsgeschichte an, auf dessen traurigen Höhepunkt Ende 1939 der überwiegende Teil der fast 1.300 Patienten deportiert und getötet wurde. Ein Teil der Betroffenen wurde dabei von SS-Gruppen liquidiert, ein Teil in sog. Tötungsanstalten weiter verlegt. Als erste deutsche Anstalt wurde die Stralsunder Klinik in der Folge als SS-Kaserne zweckentfremdet. Erst 1953 erfolgte die Wiedereröffnung als Psychiatrische Klinik und als Bezirkskrankenhaus der DDR. Die DDR-Zeit war durch kustodiale Behandlungsformen, Vernachlässigung, Personal- und Bettenmangel sowie einen Verfall der Bausubstanz gekennzeichnet. Erst nach der „Wende“ 1989 vollzog sich eine schrittweise Weiterentwicklung, z. B. durch die Etablierung von Psychotherapie. Mit der Ansiedlung der Universitätspsychiatrie in Stralsund ab 1997 über eine Kooperation mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald kam es zu einer substanziellen Verbesserung der Patientenversorgung und einer Erweiterung in die Fläche nach gemeindepsychiatrischen Prinzipien. Bei der Rückschau wird ein medizinhistorischer Blickwinkel bis einschliesslich in die DDR-Zeit mit Erlebtem von Mitarbeitern, die die Entwicklungsprozesse der letzten Jahre begleitet haben, miteinander verknüpft, so dass sich, illustriert durch eine Reihe von Bilddokumenten, über den Gesamtzeitraum eine gelungene Mischung verschiedener Perspektiven ergibt.