Dokumentation Schwarzweiß
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Theater kann ein Ort sein, wo die Gesellschaft auf ihre Wunden schaut. Am 7. Januar 2005 verbrannte der Schwarzafrikaner Oury Jalloh in Zelle 5 des Dessauer Polizeireviers. Die Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt. Alles deutet darauf hin, dass eine Reihe von Falschaussagen der beteiligten Polizisten es verunmöglicht, die Wahrheit herauszufinden. Fünf Jahre später entstand das dokumentarische Theaterprojekt SCHWARZWEISS, das ein Team um die Regisseurin Nina Gühlstorff am Anhaltischen Theater Dessau entwickelte. Aus über 50 Interviews entstand ein Text, der von den großen Themen gesellschaftlichen Zusammenlebens wie Heimat, Identität, Rassismus, Humanität, Integration und Gewalt handelt. Dessen Aufführungen im Juni und September 2011 vereinte SchauspielerInnen des Anhaltischen Theaters, freischaffende KünstlerInnen, politische AktivistInnen und couragierte BürgerInnen auf der gemeinsamen Bühne „öffentlicher Raum“. Der Stoff, den die bildenden KünstlerInnen Annette Schemmel und Paul Huf in Anlehnung an eine westafrikanische Tradition für SCHWARZWEISS entworfen haben, verwandelte zudem den Körper des Zuschauers zur Bühne. Er wurde Ausdruck unser politischen Botschaft: Zeigt euch! Die theatrale Stadtbegehung SCHWARZWEISS ist im vorliegenden Band dokumentiert. Zwei Essays kommentieren das Projekt aus der Perspektive des zeitgenössischen Theaters und der zeitgenössischen Kunst. Nina Gühlstorff wurde 1977 in Ratzeburg (Schleswig-Holstein) geboren. Sie studierte nach einem einjährigen Polenaufenthalt mit verschiedenen Theaterpraktika Musik- und Sprechtheaterregie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Seit 2001 arbeitet sie als freie Regisseurin u. a. in Dessau, Dresden, Heidelberg, Oldenburg, Osnabrück, Jena, Magdeburg, Mannheim, Karlsruhe und Basel. Sie lebt in Bremen. Annette Schemmel (geboren 1979 in München) und Paul Huf (geboren 1967 in Guadalajara) sind Grenzgänger zwischen verschiedenen Disziplinen zeitgenössischen Kunstschaffens. Seit ihrem Studium an der Münchner Akademie der Bildenden Künste arbeiteten sie in München, Amsterdam und Dunkerque als Kuratorin, bzw. als bildender Künstler. Sie leben in Berlin, wo Annette Schemmel derzeit im Fach Kunstgeschichte/Kunst Afrikas promoviert.