Die Afrikanische Union als friedens- und sicherheitspolitischer Akteur
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Wie die gescheiterten Vermittlungsversuche im Libyen-Konflikt bewiesen haben, hat sich die Afrikanische Union gut zehn Jahre nach ihrer Gründung noch nicht als panafrikanische Konfliktlösungsinstanz durchgesetzt. Dabei ist die AU nur eine von zahlreichen sicherheits- und friedenspolitischen Akteuren auf dem afrikanischen Kontinent, denn die regionalen Wirtschaftsgemeinschaften haben auf subregionaler Ebene längst eigenständige Konfliktlösungsmechanismen aufgebaut. Somit stellt sich die Frage, welcher Stellenwert der AU in der Beilegung von Konflikten in Afrika zugeschrieben werden kann. Einen passenden theoretischen Rahmen für die Beantwortung dieser Frage bietet die Theorie regionaler Sicherheitskomplexe von Barry Buzan und Ole Wæver, bei der die Region als Analyseebene der internationalen Sicherheitsbeziehungen im Mittelpunkt steht. Die Theorie löst sich vom Staat als alleinigem Referenzobjekt und sieht Sicherheit nicht mehr als reale, objektive Größe an, sondern als ein gesellschaftliches Konstrukt. Vor diesem Hintergrund lautet die zentrale Forschungsfrage: Stellt die Afrikanische Union einen regionalen Sicherheitskomplex im Sinne der Theorie von Buzan und Wæver dar? Oder wird die afrikanische Sicherheitsarchitektur von mehreren kleineren subregionalen Sicherheitskomplexen dominiert? Im Ergebnis scheint sich in Afrika südlich der Sahara tatsächlich ein übergreifender regionaler Sicherheitskomplex gebildet zu haben, dem die regionalen Wirtschaftsgemeinschaften als Subkomplexe untergeordnet sind. Somit sollte über die Einführung einer entsprechenden Zwischenebene als fester Bestandteil der Theorie nachgedacht werden. Der Maghreb scheint sich jedoch nicht dem Sicherheitskomplex im restlichen Afrika unterordnen zu lassen, sondern sich verstärkt mit dem europäischen Sicherheitskomplex zu verzahnen. Es wird die Hypothese vertreten, dass diese Entwicklungen in der afrikanischen Sicherheitsarchitektur auf einen Paradigmenwechsel auf globaler sowie regionaler Ebene zurückzuführen sind. Demnach hätten die Konzepte der Schutzverantwortung, der Nichtgleichgültigkeit sowie der menschlichen Sicherheit die Sicherheitsdynamiken auf dem afrikanischen Kontinent derart beeinflusst, dass sich in Afrika südlich der Sahara ein regionaler Sicherheitskomplex bilden konnte.