Frederick Delius, der vergessene Kosmopolit
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Frederick Delius (1862-1934) ist einer der bekanntesten Komponisten Englands und im dortigen Musikleben fest verankert. Diese unbestreitbare Tatsache steht in krassem Gegensatz zur Situation in Deutschland, wo der in England als Sohn deutscher, aus Bielefeld stammender Eltern Geborene heute nahezu unbekannt ist, obwohl er doch ab etwa 1900 gerade dort, nach einer langen Anlaufphase, seinen künstlerischen Durchbruch erlebt hatte und zu einem gefeierten Komponisten aufgestiegen war. Das erste große Delius-Zentrum überhaupt war die Stadt Elberfeld (heute Wuppertal) mit seinem Musikdirektor Hans Haym, der eine ganze Reihe von Delius-Kompositionen zur Uraufführung brachte. Nach und nach widmeten sich auch Musikzentren wie Berlin, Frankfurt, München, Wien und Zürich dem Schaffen des Musikers, für dessen neuartigen, zwischen Romantik, Jugendstil und Moderne changierenden Kompositionsstil sich Persönlichkeiten wie Richard Strauss, Max von Schillings und Ferruccio Busoni einsetzten. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass ab etwa 1930 in Deutschland das Interesse an Delius’ Musik stark nachließ und auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nachhaltig wiederbelebt werden konnte. Ein Grund für diese Entwicklung mag sein, dass der auch literarisch hochgebildete Delius inzwischen als Musterbeispiel eines nicht auf ein nationales Idiom festlegbaren, sondern kosmopolitischen Komponisten, eines europäischen, ja vielleicht eines Weltmusikers gilt. Das Buch stellt den ersten Versuch dar, den Verlauf der Delius-Rezeption im deutschsprachigen Raum vollständig nachzuzeichnen. Eine Vielzahl bisher unbekannter oder noch nicht veröffentlichter Dokumente war auszuwerten, um Erklärungen dafür zu finden, warum die Entwicklung so und nicht anders verlaufen ist.