Optimierung der Parasitenbekämpfung bei Weidehaltung von Rindern
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AuszugInfektionen mit Endoparasiten, insbesondere mit Magen-Darm-Strongyliden (MDS), sind ein limitierender Faktor in der Entwicklung und Produktivität von erstsömmrigen Rindern. Die bisher weitverbreitet durchgeführte strategische Entwurmung ganzer Herden wird von Experten nicht als nachhaltig angesehen, da weltweit die Problematik durch Verbreitung von Anthelminthika-Resistenzen (AR) zunimmt. Vor allem bei der wirtschaftlichen Nutzung von kleinen Wiederkäuern sind AR ein großes Problem (Jackson and Coop 2000; Kaplan 2004; Wolstenholme, Fairweather et al. 2004), allerdings gewinnt diese Thematik auch im Rinderbereich zunehmend an Bedeutung. In England, Neuseeland und Südamerika wurden bereits Resistenzen in Rinderherden beschrieben (Stafford and Coles 1999; Pomroy 2006; Soutello, Seno et al. 2007; Suarez and Cristel 2007). In den Jahren 2006 und 2007 wurde auch für Deutschland erstmalig eine reduzierte Wirksamkeit von Anthelminthika (AM) bei erstsömmrigen Rindern beschrieben (Demeler, Kuttler et al. 2010) Aus diesem Grund sollte die strategische Herdenbehandlung durch alternative Bekämpfungsstrategien ersetzt werden. Landwirte müssen lernen „mit Würmern zu leben“ (Coles 2002). Es müssen neue Behandlungs- bzw. Bekämpfungsstrategien entwickelt werden. Ein Ansatz hierfür ist das „Targeted Selective Treatment“ (TST), wobei eine gezielte Einzeltierbehandlung von mit Endoparasiten befallenen Tieren durchgeführt wird. Eine andere Alternative ist das „Targeted Treatment“ (TT); hier wird nur bei Bedarf eine gezielte Gruppenbehandlung durchgeführt. Ein wichtiges Kriterium für den Einsatz von TST und TT ist die Identifizierung von behandlungswürdigen Tieren. Es müssen Entscheidungsparameter gefunden werden, die zugleich sensitiv, kostengünstig und einfach in der Anwendung sind. Ziel dieser alternativen Bekämpfungsstrategien (TST, TT) ist es, die Wirksamkeit derzeit vorhandener Anthelminthika zu verlängern. Der Ansatz beruht auf dem Versuch ein Refugium zu erhalten, welches die genetische Vielfalt in der Wurmpopulation sichern soll. Ein Refugium setzt sich aus der Intrapopulation (unbehandelte Stadien im Wirt) und der Suprapopulation (Stadien auf der Weide und im Stall) zusammen, die nicht von den Anthelminthika Behandlungen erfasst werden, ihren Lebenszyklus beenden können und somit empfindliche Gene an die nächste Generation weitergeben (Kenyon, Greer et al. 2009). In den vergangenen Jahren wurden bereits einige Forschungsarbeiten bzgl. des Ansatzes der TST- bzw. TT- Strategie angefertigt. Bisher wurde der Schwerpunkt jedoch auf Forschungsprojekte bei kleinen Wiederkäuern gelegt, da in diesem Bereich AR verbreiteter und wirtschaftlich bedrohlicher sind (Gallidis, Papadopoulos et al. 2009; Kenyon, Greer et al. 2009; Gaba, Cabaret et al. 2010; Morgan and Coles 2010). Zudem sind hier Forschungsarbeiten aufgrund der höheren Tierzahlen und des einfacheren Handlings der Tiere besser durchzuführen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden für bereits entwickelte Parameter Schwellenwerte für die Anwendung von TST und TT bei erstsömmrigen Rindern erprobt. Vorrangiges Ziel ist hierbei ein verringerter Einsatz von Anthelminthika ohne Verluste in der Produktivität der Rinder zu erleiden.