Pharmaziehistorisch relevante Stammbücher
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Stammbücher sind kleine Erinnerungsalben im Queroktavformat mit stabilem Einband, die zwischen 1540 und 1840 auf Reisen mitgeführt wurden. Hier trugen sich oft Freunde, Verwandte und Bekannte des Besitzers, im Falle der Studenten auch deren akademische Lehrer, mit selbst verfassten Gedichten oder Zitaten, Devisen und Sentenzen neben Datum und Unterschrift sowie einem persönlichen Widmungssatz ein. Gelegentlich bereicherten sie diese auch noch mit Zeichnungen, Kupferstichen oder Farbminiaturen. Die Studie beschreibt die beiden Theorien von der Entstehung der Alben in der Mitte des 16. Jahrhunderts und geht dann auf Entwicklung, Aufbau und Wesen sowie die äußere Form ein, zu der auch das jeweilige Titelblatt gehört. Hier schrieb der Stammbuchbesitzer meist in gereimter Form vor, was er von den Eintragungen seiner Freunde und Kommilitonen erwartete. Dabei wünschte so mancher Albumbesitzer, wie auch der fränkische „Chemie- und Pharmaziestudent“ Johann Friedrich Hasenest, im eigenen Stammbuch keine „schmutzigen“ Bemerkungen. Das Führen eines solchen Albums war vor allem im 18. Jahrhundert bei Studenten, Kaufleuten und Handwerkern weit verbreitet. Dieser Tatsache verdanken wir heute – neben anderen Quellen - eine recht genaue Kenntnis vom damaligen Leben an unseren Universitäten und von der Ausübung zahlreicher Tätigkeiten. Neben einer dokumentarischen Aussagekraft zu gesellschaftlichen Gesichtspunkten vergangener Jahrhunderte, liegt der kulturhistorische Wert der Stammbücher vor allem in der Erforschung der Geschichte einzelner Berufe. Im späten 18. Jahrhundert zeichnete sich das allmähliche Ende der Stammbuchära ab, als Professoren und vornehme Herren ihre Eintragungen verweigerten und immer häufiger Kassetten mit Loseblatt-Sammlungen das gebundene Buch ersetzten. Pharmaziegeschichtlich interessant sind diese kleinen Bücher als wichtige Quellen für eine Autographensammlung. Daher werden im zweiten Abschnitt besonders die Alben von angehenden oder im Berufsleben stehenden Apothekern näher untersucht und über 80 Autographen daraus abgebildet. Daneben erfreuen uns manche Stammbücher durch ihre zum Teil künstlerisch hochwertigen Darstellungen, den Miniaturen, von denen im dritten Abschnitt 30 abgebildet sind, auch wenn diese selten von den Eintragenden selbst stammten, sondern größtenteils von Künstlern, Briefmalern und Illuminatoren als Auftragsarbeiten ausgeführt und später in die Stammbücher eingeheftet wurden. Neben den Abbildungen von Häuserzeilen mit einem Apothekengebäude, sind es vor allem die Inneneinrichtungen, Laborszenen und pharmazeutischen Tätigkeiten, die eine Vorstellung davon geben, wie es in früheren Jahrhunderten in einer Apotheke wahrscheinlich aussah. Zu den weiteren pharmaziehistorisch interessanten Miniaturen zählen die Apothekerwappen und die Bilder der Motivgruppe „Christus als Apotheker“. Die Wappen gaben dem ursprünglich als „Album amicorum“ oder „Thesaurus amicorum“ bezeichneten Stammbuch seinen heute noch gebräuchlichen Namen.