Die gescheiterte Zweckfreiheit der Kunst
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Reinold Schmückers Taxonomie der Funktionen von Kunst (2001) ist ein Modell, welches die vielfältigen Wirkungsmöglichkeiten von Kunst aufzeigt. Sein unprätentiöser Zugang zu den Fragen Was ist Kunst? und Warum brauchen bzw. schaffen wir Kunst? sieht Kunstrezeption und -diskurs als selbstverständliche soziale Phänomene. Infolge einer intensiveren Ausei-nandersetzung mit dem Ansatz Schmückers wurde allerdings deutlich, dass trotz der theo-retisch so feingliedrig erarbeiteten und nach-vollziehbaren Taxonomie kein einziger Versuch eines Praxistransfers des Funktionsmodells auf ein reales Beispiel unternommen wurde. Die-ses Experiment wurde in der vorliegenden Arbeit durchgeführt. Das sound: frame Festival feierte 2016 sein 10-jähriges Bestehen. Aufgrund seiner innovati-ven Ausrichtung, mit Theorie unterfütterten Triebkraft und der Fähigkeit, sich mit seinen RezipientInnen zu vernetzen, eignete sich das Festival für audiovisuelle Kunst und Kultur wunderbar für das Vorhaben der Übertragung des Modells in die Praxis. Die spannenden Fragen waren: Kann ein theo-retisches Modell in der Kunst- und Kulturpraxis bestehen? Kann es Kunst- und Kulturschaffen-den vielleicht sogar dienlich sein? Zuerst muss aber geklärt werden, warum wer was unter Kunst verstanden hat und wie dieser Prozess unseren heutigen Kunstzugang prägt. Ein historischer Querschnitt zeigt, wie stark das Kunstverständnis von seiner Zeit und Kultur abhängt. Die Auseinandersetzung mit kunstphi-losophischen Strömungen und kunstsoziologi-schen Positionen unterstreicht diese Erkennt-nis und beweist, dass Kunst und Gesellschaft sich gegenseitig stark beeinflussende Systeme sind. Mit einer ExpertInnengruppe des sound: frame Festivals wurde das Modell der Kunstfunktio-nen in zwei Phasen auf seine Praktikabilität überprüft. Die Ergebnisse stoßen eine Tür für ein neues potentielles Analyse- und Legitimationsinstrument auf, welches KulturmanagerInnen in ihrer Arbeit sehr nützlich sein kann.