Zum Berufsverständnis der Kinder- und Jugendpsychiater/innen in den alten Bundesländern
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Die Kinder- und Jugendpsychiatrie gilt im allgemeinen als eine „junge“ ärztliche Wissenschaft: erst 1969 wurde in der Bundesrepublik Deutschland der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie eingeführt. Die Wurzeln des Fachs gehen jedoch viel weiter zurück in die Vergangenheit und erwachsen hauptsächlich aus den zwei Wurzeln der Erwachsenenpsychiatrie und -neurologie und der Kinderheilkunde. Wichtige Impulse erhielt die Kinder- und Jugendpsychiatrie auch aus Psychologie, Pädagogik, Heil- und Sozialpädagogik, Psychoanalyse sowie den Sozial- und Rechtswissenschaften. Dies mag dazu geführt haben, dass das Fach manchmal als eine Mischung oder Summierung heterogener Teilgebiete aufgefasst wird, das von allem nichts und gleichzeitig von allem ein bisschen ist. Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch von Seiten der ärztlichen Kollegen wurde und wird die Kinder- und Jugendpsychiatrie als sogenanntes „kleines“ Fach belächelt, gar als ein „Luxusfach“ abgetan oder zumindest als ein „exotisches“ Fachgebiet am Rande angesehen. So ist es folgerichtig, sich die Frage zu stellen, wie denn die Fachgebietsvertreter, also die Kinder- und Jugendpsychiater/innen, mit diesen Vorurteilen umgehen, welche Meinung sie über sich selbst und über ihren Beruf haben, der doch ebenso vielschichtig wie faszinierend ist, gleichermaßen große Sensibilität wie persönliche Belastbarkeit erfordert und dessen Behandlungserfolge sich häufig erst langfristig abzeichnen. In dieser Arbeit stellt die Autorin die Ergebnisse einer anhand eines Fragebogens gemachten Umfrage vor, bei der möglichst viele Aspekte der Frage des Berufsverständnisses westdeutscher Ärztinnen und Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie erfasst wurden. Gefragt wurde u. a. nach Ausbildung, Schwerpunkten, Identifikation mit der Rolle als Arzt oder Psychotherapeut, Verhältnis zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, Diagnostik und Therapie, Zusammenarbeit innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie mit anderen Fachdisziplinen und Berufsgruppen, Motivation der Berufswahl, Einfluss auf das Privatleben und Ansehen des Fachs.