Eine Mutter zuviel
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Eine ländliche Kindheit in den fünfziger Jahren auf einem entlegenen Gehöft hoch oben im Welzheimer Wald, fernab der Dörfer, inmitten von Wiesen und uralten Apfelbäumen. Mit liebevoller Genauigkeit wird die altväterische Einrichtung des weinumrankten Bauernhauses beschrieben: Holzbänke und ein Ohrensessel, der gußeiserne Ofen, Obstpresse und Moste, die Steinspüle im Kücheneck, das unheimliche Wasserloch unten im Keller. Im hinteren Teil des Gebäudes stehen die Milchkühe mit ihren Kälbchen, ein Mutterschwein und das Geißlein, an dem die kleine Inge mit ihrer ganzen kindlichen Zuneigung hängt. Tief anrührend bringt die autobiographische Erzählung die Gefühlswelt des scheuen, sensiblen Mädchens nahe; Beklommenheiten, Eindrücke und Beobachtungen auf dem unendlich langen Schulweg hinab ins Dorf, allein im winddurchtosten Wald, winters bei Dunkelheit und hohem Schnee, während Rehe aus dem Unterholz treten und Wildschweine über den Pfad wechseln. Doch im Klassenzimmer wartet ein guter, verständnisvoller Lehrer, der ihr die Angst zu nehmen weiß. Noch nicht zehnjährig, muß Inge hart in der Landwirtschaft mitarbeiten, denn der alternde, schwer schuftende Vater herrscht streng und selbstgerecht über die Familie – seine sanftmütige Frau und die zwei älteren Töchter, die vom Hof wegstreben, sobald sie ihre Lebensgefährten gefunden haben. Und dann wird Inge eines Tages mitgeteilt, daß sie gar nicht auf dem Edelmannshof beheimatet ist, sondern in den letzten Kriegstagen im bombenzerstörten Stuttgart das Licht der Welt erblickte. Die leibliche Mutter überließ sie unter fremden Menschen ihrem Schicksal, jetzt taucht sie plötzlich wieder auf und macht gebieterisch Ansprüche geltend, will Inge einfach mitnehmen. Das bekannte chinesische Kreidekreis- Motiv in schwäbischer Umgebung, eindringlich und gefühlstief erzählt in einer schlichten, bildhaften Sprache … Inge ist schon zwanzig Jahre alt, als sich für sie endlich alles zum Besseren wendet.