Zwischen Erinnern und Vergessen
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Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet die Annahme einer spezifischen Gedächtnishaftigkeit des menschlichen Lebens. Es geht um die Angewiesenheit des Menschen auf ein Gedächtnis, das als nicht gleichbedeutend mit dem menschlichen Erinnerungsvermögen angesehen wird. Grundlegend ist die Einsicht, daß sich die Bedeutsamkeit des Gedächtnisses für das Leben nicht allein aus einem qua Erinnerung geschaffenen Vergangenheitsbezug herleitet. Die eigentliche Qualität des Gedächtnisses bezeugt sich mithin erst in einem lebendigen Zusammenspiel von Erinnern und Vergessen, aus dem sich wiederum eine spezifische Orientierungsfunktion desselben ableiten läßt. Die aus der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Gedächtnisbegriff gewonnene Einsicht, der zufolge im klassischen Gedächtnisbegriff nicht nur der Gedanke der Aufbewahrung, sondern ein dialektisches Zusammenwirken von Erinnern und Vergessen präsent war, dient als Grundlage für eine Beschäftigung mit dem Parzival Wolframs von Eschenbach. Die Aufmerksamkeit richtet sich damit auf ein Werk, bei dem die Bedeutsamkeit des Gedächtnisses in besonderer Weise hervortritt. Darüber hinaus wird am Beispiel des Parzival deutlich, welche grundsätzliche Bedeutung das Gedächtnis für die Dichtung hat. Germanisten, Literaturwissenschaftler, Philosophen