Wahrnehmung sozialen Wandels
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Zwischen der Reichsgründung und dem Ersten Weltkrieg kam es zur größten Bevölkerungsbewegung in der deutschen Geschichte. Hunderttausende zogen ohne Wohnung, Arbeit und Geld über die Landstraßen. Die sozialen Folgen waren enorm. Aus der Wahrnehmung des sozialen Wandels wurden unterschiedlichste Hilfsangebote für diese Wanderer entwickelt. In einem dichten Netz von Wanderarbeitsstätten und wenigen Arbeiterkolonien wurden die Wanderer schließlich in vielen deutschen Einzelstaaten nach dem Prinzip Arbeit statt Almosen unterstützt und kontrolliert. Das Beispiel der Wandererfürsorge ist alles andere als eine Fußnote zur Geschichte des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der soziale Sektor ist gerade für eine Didaktik, welche die Kategorie der Identität als einen zentralen Aspekt für historisches Lernen erkannt hat, ein Paradebeispiel dafür, wie Menschen und Gruppen aufgrund ihrer Wahrnehmung und Weltanschauung Lösungsansätze entwickeln, sich dafür zusammenschließen und in Kooperation mit öffentlichen Stellen einen Teilbereich der Gesellschaft bis in die Gegenwart ausgestalten. Der vorliegende Band ist aber durch die Auswertung unveröffentlichter Quellen nicht nur für die Geschichtsdidaktik, sondern auch für die Sozial- und Kirchengeschichte sowie die Soziale Arbeit von Interesse.