Wagner

Curt von Westernhagen hat die Geschichten von Wagners Leben und Tod aufgrund aller vorliegenden Dokumente sowie der gesamten ernstzunehmenden Wagner-Literatur geschrieben und uns damit eine überzeugende Darstellung von Wagners menschlicher, geistiger und künstlerischer Erscheinung gegeben. Westernhagen war wie nur wenige zu dieser Aufgabe berufen: er verfügt über genaueste Kenntnisse der Wagner-Diskussion, des leidenschaftlichen Pro und Contra um den Mann und sein Werk, er verfügt über genaueste Kenntnis der Quellen - und er versteht es, von dieser Kenntnis auf souveräne Weise Gebrauch zu machen. Wagners Leben war reich an dramatischen Momenten, an Krisen, Konflikten und überraschenden Wendungen. Seine Darstellung bedarf keiner aufgesetzten, romanhaften Effekte. Aufgabe des Biographen muss es vielmehr sein, die Wechselfälle dieses Lebens, besonders seiner Hauptmomente mit der größtmöglichen Anschaulichkeit zu schildern. Westernhagen erreicht diese Anschaulichkeit durch eine Kunst des Zitierens, vor allem aus Briefen, die ihresgleichen sucht. In jeder Phase der Darstellung sprechen die Personen selbst, treten vor den Leser mit der plastischen Unmittelbarkeit handelnder Charaktere: die Biographie wird zur Szene. Und nicht nur das äußere Geschehen, auch die gedankliche Auseinandersetzung mit Philosophie und Religion, Politik und Kunst, auch die Entstehung der Werke bleibt eingebettet in den großen Zusammenhang der Leben und Schaffen gerade bei Wagner untrennbar verbindet.