Meine wichtigsten Körperfunktionen

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„Meine Mutter ist bei meiner Geburt ohnmächtig geworden, entsprechend ausgeprägt war schon immer mein schlechtes Gewissen.“ Wer so auf die Welt kommt, hat schlechte Karten. Einsam wie ein Samurai-Krieger und tapfer wie Don Quijote erkundet Jochen Schmidt in 32 neuen Texten Möglichkeiten, trotz Neurosen und ignoranter Mitmenschen doch noch glücklich zu werden. Auf dieser Suche erweist sich so manche Schwäche und vermeintlich nutzlose Angewohnheit als wichtige Körperfunktion, ja als überlebensnotwendig: wenn aus dem Selbstmord im letzten Moment nichts wird, weil man daran denkt, dass es nicht schön wäre, in einer vermüllten Wohnung gefunden zu werden, und die Zyankalikapsel gegen einen Putzlappen eintauscht; oder wenn man hässliche Passanten aufgrund einer Sehschwäche nicht mehr sehen muss. Der Band bietet auch Antworten auf kleine und große Fragen des Lebens, etwa welche Konsequenzen es hat, die Bonbonpackungsaufschrift „Nimm 2“ ernst zu nehmen, warum in Särgen unnötiger Zwischenraum für Luft ist und wie man Schlafstörungen vorbeugt. Von A wie Autismus über O wie Optionsparalyse bis V wie Vergesslichkeit bietet der Text ein hilfreiches Lob der Untugenden. Jochen Schmidt gelingt es, den Leser in diesem sehr persönlichen Sammelsurium wiedererkennen zu lassen und am Ende auch zum Lachen zu bringen.