Um Kopf und Kragen
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Eine ehrlich, scharfsinnig und unsentimental erzählte Geschichte aus einer Zeit, die von unserem Leben heute Lichtjahre entfernt zu sein scheint. Nachdem er sich gerade von einer schweren Kriegsverletzung erholt hat, wird der 19-jährige Ulrich Frodien von der sowjetischen Militärregierung zu Demontagearbeiten bei den Leuna-Werken abkommandiert. Auf die Frage, wo er gedient hat, antwortet er bei der Gesundheitsuntersuchung in einem ihm selbst unerklärlichen Anfall von Ehrlichkeit: »An der Ostfront.« »Merkwürdig«, antwortet die russische Ärztin, »von all den ehemaligen deutschen Soldaten hier in meiner Praxis sind Sie der Erste und Einzige, der an der Ostfront gekämpft hat. Die anderen waren alle im Westen oder in Italien. Kein Wunder, dass wir Russen den Krieg gewonnen haben bei so wenigen deutschen Soldaten in Russland, finden Sie nicht auch?« Wie viele tausend andere ist Ulrich Frodien als besitz- und heimatloser Flüchtling mit seiner Familie in Sachsen gelandet, in einem Gebiet, das die Amerikaner im Sommer 1945 mit den Russen gegen den Berliner Westsektor getauscht haben. Es ist für alle ein sehr karges Leben, für manche am Rande des Verhungerns, mit völlig ungewissen Aussichten. Rasch zeichnet sich ab, dass das alte Mitteldeutschland zu einer Musterkolonie nach sowjetischem Vorbild werden soll. Wieder geben Funktionäre den Ton an, Holzbaracken, das architektonische Symbol der Nazi-Zeit, sind nach wie vor allgegenwärtig, Widerstand kann lebensgefährlich sein. Ein oft zermürbend harter Alltag verbindet sich mit fiebriger Lebenslust.