Betroffene, Beschuldigte und Vertuscher im Bistum Münster seit 1945
Das Buch untersucht den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch katholische Priester im Bistum Münster seit 1945. Es beleuchtet das Leid der Betroffenen, die Täter, begünstigende Faktoren sowie die Reaktionen der Kirchenleitungen und des sozialen Umfelds, um die Dynamiken und Auswirkungen dieser Verbrechen zu verdeutlichen.
Institutionelle Strukturen und erzieherische Praxis der Regensburger Domspatzen 1945 bis 1995
424 Seiten
15 Lesestunden
Elite-Chor und katholische Internatserziehung nach 1945 Unter den Domkapellmeistern Theobald Schrems und Georg Ratzinger wurden die Regensburger Domspatzen vornehmlich als weithin strahlendes kirchlich-bayerisches Kulturgut wahrgenommen und vermarktet. Lange Zeit weniger bekannt war der dahinter stehende institutionelle Schul- und Internatsapparat mit komplizierten Trägerstrukturen, internen Verwerfungen und erheblichen Problemen in der täglichen Erziehungspraxis. Dieses Buch fokussiert den Erziehungsalltag der Domspatzen, der durch ein eigentümliches Nebeneinander von Normalität, Förderung und Erfolg einerseits, Überforderung, Willkür und Missbrauch andererseits geprägt war und einen Resonanzboden für teilweise massive körperliche und sexualisierte Gewalt von Erziehenden an Schülern bot. Es zeichnet die institutionellen Zusammenhänge und Verantwortlichkeiten nach, analysiert die Belastungen, die sich aus der Kombination strenger Erziehungsmaximen, schulischer Vorgaben und großem Probenaufwand ergaben, thematisiert die Rolle der Erziehenden (Präfekten) vor allem in Chor, Internaten und Vorschule und untersucht die Wahrnehmungs- und Mediengeschichte der Domspatzen-Institution sowie den Domspatzen-Skandal.
Die Ordensgemeinschaft der Essener Elisabeth-Schwestern weist eine mehr als
170-jährige Geschichte auf. Sie wollten in der Nachfolge Christi den Dienst am
Nächsten mit einem klösterlichen Leben verbinden. So schlossen sich Mitglieder
der letzten Beginen-Konvente zusammen, um die Gründung des ersten
Krankenhauses der Stadt zu ermöglichen. Die Kongregation wuchs parallel zur
Industrialisierung des Ruhrgebiets und erreichte Mitte des 20. Jahrhunderts
ihre höchste Schwesternzahl, ehe ein kontinuierlicher Nachwuchsmangel
einsetzte. Der Historiker Bernhard Frings beschreibt den Aus- wie auch Abbau
des sozial-caritativen Netzwerks der Elisabeth-Schwestern in Krankenpflege,
Altenhilfe und Jugendfürsorge, ihre Einbindung in die wohlfahrtsstaatlichen
Strukturen und ihre tiefe Verflechtung mit der Region. Ebenso finden die
inneren und äußeren Spannungen, die die Gemeinschaft dabei zu verarbeiten
hatte, Berücksichtigung. Zudem wird erstmals thematisiert, wie sich unter den
Schwestern langsam die Einsicht durchsetzt, ihren historischen Auftrag erfüllt
zu haben und daraus für die Zukunft Konsequenzen zu ziehen. Da viele
Ordensgemeinschaften vor ähnlichen Fragen stehen, eröffnet das Buch
interessante Perspektiven.
Lebensbilder aus 100 Jahren Caritasverband für die Diözese Münster (1916 – 2016)
Die Not der Menschen bewegt die Caritas seit 2000 Jahren. Menschen haben diese Not gesehen und – immer an ihre Zeit angepasst – gehandelt. Industrialisierung und Erster Weltkrieg erforderten Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue Organisationsform der Hilfen. In vielen Bistümern gründeten sich Diözesancaritasverbände, so auch 1916 in Münster. In 16 Lebensbildern beschreibt der Historiker Bernhard Frings „Menschen der Caritas“, die während der vergangenen 100 Jahre in verschiedenen Arbeitsfeldern tätig waren. Geistliche und Ordensfrauen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verbände und Einrichtungen sowie Ehrenamtliche haben die aktuellen Bedürfnisse in ihrer Zeit erkannt und die soziale Arbeit der katholischen Kirche im Bistum vorangetrieben und geprägt. Sie stehen für viele tausend haupt- und ehrenamtlich engagierte Frauen und Männer, die diese Ideen aufgegriffen und umgesetzt haben. Diese Entwicklung ist nicht abgeschlossen. Die Caritas in der Diözese Münster handelt weiterhin nach dem Motto: „Menschen bewegen – Caritas“.
Wie war das Leben in einem katholischen Kinderheim wirklich? Der Historiker Bernhard Frings erlaubt einen detaillierten Blick auf die wechselvolle Geschichte der Don Bosco Kath. Jugendhilfe in Osnabrück. Heute bietet sie differenzierte Angebote im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich. Das Buch beschreibt die Entwicklung dieser 1917 gegründeten Einrichtung vor dem Hintergrund der jeweiligen rechtlichen, gesellschaftlichen sowie pädagogischen Rahmenbedingungen. So vermittelt es ein genaues Bild der hausinternen Strukturen und des Heimalltags.
Das Sankt Vincenzstift Aulhausen und das Jugendheim Marienhausen (1945-1970)
204 Seiten
8 Lesestunden
Das St. Vincenzstift Aulhausen, das Jugendheim Marienhausen nahe Rüdesheim, u. anderer widmeten sich in den 1950/60er Jahren unterschiedlichen Feldern der Heimerziehung. Ehemalige Bewohner berichten von einem Alltag, der wie auch anderswo durch unzureichende räumliche und personelle Verhältnisse sowie strenger Disziplin und demütigende Strafen gekennzeichnet war. Auch kam es zu sexuellen Übergriffen durch den damaligen Direktor. Das Buch beschreibt unter Einbeziehung zahlreicher Interviews den jeweiligen Heimkosmos und erläutert die rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Es vermittelt so ein Bild der hausinternen Strukturen und des Heimalltags.
In den 1950/60er Jahren gelangten Kinder und Jugendliche nicht selten durch die Intervention von Landeskliniken und Jugendämtern in Einrichtungen für Menschen mit einer geistigen Behinderung wie dem Franz Sales Haus in Essen. Ehemalige Bewohner berichten von einem dort erlebten Alltag, der durch unzureichende räumliche und personelle Verhältnisse, große Abgeschlossenheit sowie demütigenden Strafen gekennzeichnet war. Unter Einbeziehung zahlreicher Interviews mit ehemaligen Bewohnern und Erziehenden beschreibt die wissenschaftliche Studie vielschichtig die Verhältnisse im Franz Sales Haus und ordnet sie in den historischen Kontext ein. Zudem rekonstruiert sie den Weg der »Zöglinge« aus der Jugendhilfe in die »Schwachsinnigen-Fürsorge«.