Roman Grafe Bücher






Erfurt, Winnenden, Utøya – groß ist das öffentliche Entsetzen nach jedem Amoklauf eines Sportschützen. Und kurz. Dafür sorgen die Propagandisten der Schützen-Verbände und die ihnen hörigen Politiker. Und wieder verdrängen die für einen Moment beunruhigten Bürger die Gefahren tödlicher Sportwaffen. Bis zum nächsten Massaker. Roman Grafe legt diesen Kreislauf aus kollektivem Egoismus, Ignoranz, fehlendem Mitgefühl und immer neuen Sportschützen-Opfern offen. Der Autor hat nach jahrelangen Recherchen erstmals Ursachen und Folgen des Sportwaffen-Wahns umfassend dokumentiert. Er beschreibt die Geschichte des laschen Waffenrechts und der Privatwaffen-Morde in Deutschland und weltweit. Zudem zeigt Grafe auf, wie es in drei demokratischen Rechtsstaaten gelang, die Waffengesetze wirksam zu verschärfen. Und wie in Deutschland allein die Initiative »Keine Mordwaffen als Sportwaffen!« seit dem Winnender Schulmassaker 2009 für ein Verbot tödlicher Sportwaffen, egal welchen Kalibers, kämpft.
Mehr Licht
- 128 Seiten
- 5 Lesestunden
Franz Itting (1875–1967), Thüringer Industrieller und Sozialist, setzte seine Überzeugungen im ungebrochenen Glauben an die Gemeinschaft in die Tat um. Für seine Arbeiter ließ er Werkswohnungen bauen, und in Probstzella errichtete er das Kulturzentrum 'Haus des Volkes'. Damit passte er in keine deutsche Norm, wurde in der NSZeit als 'Roter Itting' angefeindet und inhaftiert, nach Kriegsende als 'Kapitalist' erneut festgenommen und enteignet. 1950 siedelte er nach Bayern über und wagte einen Neuanfang. Mit Itting stellt Roman Grafe in seiner sorgfältig recherchierten Biografie einen Menschen vor, wie man sich ihn heute öfter wünscht.
Die Schuld der Mitläufer
- 202 Seiten
- 8 Lesestunden
In der DDR war passiver Widerstand kein Heldentum, sondern ein alltägliches Phänomen. Ohne die Mitläufer hätte das Regime nicht vier Jahrzehnte überdauern können, da es sich auf das Schweigen der Mehrheit stützte. Dieses Buch präsentiert zwei Dutzend Geschichten über Staats-Hörigkeit und Aufbegehren in einer angepassten Gesellschaft. Viele Bürger der DDR passten sich an, um „einfach ganz normal zu leben“, und ließen alltägliche Chancen für gefahrlosen Widerspruch ungenutzt. Der Satz „Es war nicht alles schlecht in der DDR“ reflektiert auch das eigene Wohlbefinden auf Kosten der Unangepassten, politischen Häftlinge und gescheiterten Flüchtlinge. Die Anthologie erzählt von Anpassung und Verweigerung durch kurze, prägnante Episoden aus den vierzig Jahren der Diktatur. Auch das eigene Versagen der Autoren wird thematisiert. Sieben bekannte und zwölf nahezu unbekannte Autoren, „kleine Leute“ aus der DDR, teilen ihre Erfahrungen des Lebens, Mitmachens oder Widerstandes. Zahlreiche Bilder kritischer DDR-Fotografen wie Manfred Butzmann, Harald Hauswald und Klaus Lehnartz ergänzen die Texte und verleihen dem Buch visuelle Tiefe.
»Mord bleibt Mord – auch wenn er befohlen wird!« Mit diesem Satz hatte der Berliner Senat in den sechziger Jahren gegen die Todesschüsse an der Mauer protestiert. Doch nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 endeten die meisten Prozesse gegen DDR-Grenzschützen mit Bewährungsstrafen oder Freisprüchen. Roman Grafe, der bereits mit »Die Grenze durch Deutschland« eine »faszinierende Chronologie« (»Neue Zürcher Zeitung«) der Jahre 1945 bis 1990 an der innerdeutschen Grenze vorlegte, geht den Verhandlungen nach: Anklageschriften, Erklärungen, Urteile und historische Dokumente, Interviews mit polizeilichen Ermittlern, Staatsanwälten und Richtern, mit Tätern und Opfern und deren Angehörigen, Fotos und die Gerichtszeichnungen von Christine Böer lassen ein beklemmendes Bild entstehen. Selbst oberste Befehlshaber verurteilte man wegen Totschlags an »Republikflüchtlingen« nur zu milden Haftstrafen. Kaum einer von ihnen übernahm die juristische oder moralische Verantwortung für sein Handeln. Was sich nicht leugnen ließ, wurde ideologisch verklärt oder verharmlost. Rechtsanwälte verteidigten nicht die Täter, sondern die Taten. Grafe zeigt auf, was getan und was unterlassen wurde bei dem Versuch, die Toten und Verletzten an der Westgrenze der DDR zu sühnen, und er macht deutlich, wo nach dem 9. November 1989 – fernab der politischen Rhetorik – die eigentlichen »Deutschstunden« stattfanden: in den Gerichtssälen.