GLANZ UND ELEND DER EUROPÄISCHEN INTEGRATION Europäische Integration hat viele Ursprünge und reicht weniger weit zurück, als man oft meint. Kiran Klaus Patel führt in ihre Geschichte und Gegenwart ein. Dabei zeigt er, wie die europäischen Staaten sich nach 1945 immer enger vernetzten und wie EG und EU zu den Institutionen wurden, die diesen Prozess bündelten und befeuerten.
Der Beitritt der DDR zur BRD und zur Europäischen Gemeinschaft
Kiran Klaus Patel und Ingo Schulze diskutieren in ihrem Buch die Wechselwirkungen von deutscher Einheit und europäischer Integration. Mit der deutschen Einheit wurde die ehemalige DDR auch Teil des europäischen Einigungsprozesses. Seit den 1980er Jahren hatte dieser an Dynamik gewonnen: Im Februar 1992 wurde der Vertrag von Maastricht unterzeichnet, der die Europäische Union begründete. Während über den Fall der Mauer viel geschrieben wurde, fanden die Wechselwirkungen zwischen der »Herstellung der deutschen Einheit« und der europäischen Integration bisher wenig Beachtung. Dem schon lange diskutierten, kontroversen Projekt einer europäischen Währungsunion etwa verlieh die deutsche Einheit die entscheidende Schubkraft – über die Köpfe der Menschen in Ost wie West hinweg. Und die DDR-Wirtschaft musste sich nun dem Regelwerk der Europäischen Gemeinschaft anpassen. Was bedeuteten diese und andere Entwicklungen für die Bevölkerung? Der Historiker Kiran Klaus Patel, einer der besten Kenner der Europäischen Union, und der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Ingo Schulze gehen dieser Frage in ihren Essays nach, dem Trennenden und den Gemeinsamkeiten, den Belastungen und den Gelegenheiten. So ist ein eindrucksvolles, lehrreiches und persönliches Buch entstanden, das ein neues Licht auf Europa und die Wendejahre wirft.
Geschichte und Jurisprudenz Europäischer Integration 1985-1992
Die Zeit zwischen 1985 und 1992 steht fur einen grundlegenden Wandel im europaischen Einigungsprozess. Der Amtsantritt von Jacques Delors als Prasident der Europaischen Kommission 1985, die Einheitliche Europaische Akte 1987 und der Vertrag von Maastricht 1992 bilden die Wegmarken dieser Entwicklung, die das Beziehungsgeflecht zwischen der Europaischen Union und ihren Mitgliedstaaten nachhaltig veranderte. Die transformative Wirkung dieser Phase wurde bisher kaum als solche gesehen. Sie wird in diesem Band im Gesprach zwischen Rechtswissenschaft und Zeitgeschichte erstmals genauer vermessen. Dazu versichern sich die Autoren der jeweiligen disziplinaren Perspektive auf den Gegenstand und ordnen ihn in einen allgemeinen zeitgeschichtlichen Kontext ein. Sie fragen, auf welche Weise und in welcher Form das Recht zum Instrument des Wandels werden konnte. Weiterhin untersucht der Band die Dynamiken dieser Veranderungen auf Ebene der Mitgliedstaaten am Beispiel Deutschlands und zeigt auf, welche Konsequenzen dieser Wandel fur das Verhaltnis des neuen Europas zu anderen Weltteilen haben kann.
Die EU ist im Krisenmodus. Nach Jahrzehnten des Erfolgs scheint sie nun erstmals in ihrer Existenz bedroht. Doch ist die heutige Situation wirklich so außergewöhnlich? Auf Grundlage der neuesten Forschung und eigener Archivrecherchen erzählt Kiran Klaus Patel die Geschichte der europäischen Integration im Kalten Krieg neu und zeigt das Projekt Europa ungeschminkt – jenseits des Wunschbildes politischer Sonntagsreden und billiger Polemik. Wer die Vorgeschichte der EU kennt und weiß, wie sie zu dem wurde, was sie ist, der sieht auch die Entwicklungen der Gegenwart in einem anderen Licht.Das Selbstbild der EU könnte strahlender nicht sein. Sie steht für Friedensstiftung, Wirtschaftswachstum, eine an Werten orientierte Politik sowie ein zusammenwachsendes Europa. Und im Rückblick will es so scheinen, als hätten ihre Vorläuferorganisationen dies alles ganz aus sich heraus und nahezu zwangsläufig geschaffen. In seinem mit überraschenden Einblicken gespickten Buch hinterfragt Kiran Klaus Patel diese Standarderzählung und macht deutlich, dass ein überzogenes Selbstbild das heutige Krisenempfinden unnötig verschärft, weil für neu und bedrohlich gehalten wird, was es immer schon gegeben hat. Die größten Krisenjahre der alten EG entpuppen sich im Rückblick als Zeiten des Auf- und Umbruchs, aus denen Europa am Ende gestärkt hervorging.
Seit wann gibt es in Deutschland das ganze Jahr über frisches Obst? Wie konnten einige Tonnen niederländischer Eier Anfang der 1960er Jahre die Hallstein-Doktrin als einem zentralen Pfeiler westdeutscher Außenpolitik zum Wanken bringen? Und wieso sieht man auf US-amerikanischen Straßen so wenige in Europa oder Japan hergestellte Lastwagen? All diese Fragen stehen im Kontext der Einigung des Agrarsektors unter den Vorzeichen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) seit den 1950er Jahren. Kiran Klaus Patel untersucht erstmals die Rolle der Bundesrepublik Deutschland bei der Entstehung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EWG und schlägt dabei innovative Brücken zwischen der Erforschung des europäischen Integrationsprozesses und der Debatte über transnationale Geschichte. Die gängige Vorstellung über das europapolitische Engagement der Bundesrepublik wird dabei in ein völlig neues Licht gerückt.
»Soldaten der Arbeit« ist die erste Gesamtdarstellung des nationalsozialistischen Arbeitsdienstes für Männer, den zwischen 1933 und 1945 über drei Millionen Deutsche durchliefen. Das Buch stellt zudem in einem asymmetrischen Vergleich die NS-Organisation dem zeitgleich eingerichteten Arbeitsdienst der USA, dem Civilian Conservation Corps, gegenüber. In beiden Institutionen spiegeln sich die Antworten der deutschen Diktatur und der amerikanischen Demokratie auf die Weltwirtschaftskrise der Dreißiger Jahre in besonderem Maße wider. Die methodisch innovative Arbeit analysiert auch wechselseitige Wahrnehmungen und Transfers wie die Übernahme einiger Elemente der nationalsozialistischen Sozialpolitik durch die amerikanische Administration. Das Buch wurde von der Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen mit dem Tiburtius-Anerkennungspreis 2003 und von der Auschwitz-Stiftung Brüssel mit dem »Prix de la Fondation Auschwitz« ausgezeichnet.