In den Bergen Guatemalas verschwindet ein gehörloser Maya-Junge und in Guatemala-Stadt verschwindet zur selben Zeit Clara, die Tochter eines reichen Bankers, einen Tag nachdem sie eine Benefizparty gegeben hat. Alle Bemühungen, Clara zu finden, laufen ins Leere. Stattdessen erhält die Familie seltsame Anrufe der Verschwundenen und Wochen später sogar eine Lösegeldforderung. Cayetano, Claras junger, naiver Leibwächter vom Lande, der dank seiner Chefin das Leben in der Großstadt kennengelernt und sich offensichtlich in die schöne Frau verliebt hat, gibt den Plan, seine Chefin ausfindig zu machen, nicht auf. Er ist davon überzeugt, dass Javier, Claras Liebhaber, ihr Entführer ist. Trotz aller Ungereimtheiten und der Widerstände der Familie der Verschwundenen verfolgt er jede Spur und wird dabei selbst zum Täter. Eine Spur führt ihn zu einem soeben eröffneten Sanatorium, in dem offensichtlich schreckliche Dinge vor sich gehen. Wieso weinen hier des Nachts so viele Kinder, woher kommen sie und was geschieht mit ihnen? Und wieder hat Cayetano das Gefühl, dass ihm niemand zuhört, nicht einmal, als er den verschwundenen gehörlosen Maya-Jungen in dem mysteriösen Krankenhaus ausfindig macht ...
Rodrigo Rey Rosa Reihenfolge der Bücher
Rodrigo Rey Rosa ist eine herausragende Stimme der guatemaltekischen Literatur, deren Werke international anerkannt und weit übersetzt werden. Seine Prosa, die oft in viele Sprachen übersetzt wird, erforscht tiefgründige menschliche Motivationen und die Komplexität der Moral. Rey Rosa meistert die Darstellung beunruhigender Bilder und Spannungen, die den Leser in den Kern seiner Geschichten ziehen. Sein einzigartiger Stil und sein scharfer Blick auf die dunkleren Seiten der Existenz machen ihn zu einem unverzichtbaren Autor für jeden Literaturfreund.






- 2016
- 2014
Stallungen
Novelle
Zu Ehren des Großgrundbesitzers und Pferdezüchters Don Guido Carrión wird ein Geburtstagsfest mit einer Vorführung der prachtvollsten andalusischen Vollblutpferde seines Gestüts gefeiert. Mehr als dreihundert geladene Gäste, die wichtigsten Leute Guatemalas, finden sich auf der Finca Palo Verde des Gastgebers ein. Das Fest wird plötzlich durch einen Brand unterbrochen. Unter den Überresten der abgebrannten Stallungen wird der verkohlte Körper von Duro II, einem Zuchthengst im Wert von hunderttausend Dollar und eines der Lieblingstiere von Don Guido, aufgefunden. 'Sie sollten darüber schreiben', fordert ein Unbekannter den Erzähler auf, und in der Tat, nach dieser makabren Entdeckung ist es nicht unvorstellbar, eine Geschichte zu ersinnen, doch der Erzähler versteht auch, dass sie nicht einfach zu erzählen sein wird. Wer kennt nicht den Preis, der in diesen Breiten für diese Art von literarischen Abenteuern zu zahlen ist? Nach und nach kommen Einzelheiten aus den dunklen Kapiteln der Vergangenheit zutage, die die Familie des Gastgebers überschatten. Gekonnt führt Rey Rosa die Leser auf die Spur einer Affäre, deren finstere Facetten das andere Gesicht einer Familie und eines Landes enthüllen.
- 2002
´Angel, ein junger Kolumbianer, verliert im marokkanischen Tanger seinen Pass, und um sich die Wartezeit zu vertreiben, kauft er sich eine Eule. Da er mit der Eule in keinem der besseren Hotels zugelassen wird, richtet er sich in einer schäbigen Hütte am Stadtrand ein. Tagsüber macht er Stadtspaziergänge – immer mit der Eule – lernt mit den verschlagenen Straßenhändlern zu feilschen, macht die Bekanntschaft eines übel beleumundeten Konsuls sowie zweier Französinnen, die ihn am liebsten adoptieren möchten, kifft, hört sich Geschichten von Tanger an. Seine alte Heimat Kolumbien rückt immer weiter in die Ferne, während Tanger, 'das Tor zu Afrika', immer körperlicher, immer lebendiger vor den Augen der Leser ersteht. Parallel dazu verläuft die Geschichte von Hamsa, einem jungen Marokkaner, der vom Reichwerden und von schönen Frauen träumt. Die Geschicke der beiden jungen Männer streifen sich zufällig. Auf sehr unterschiedliche Weise versuchen beide, die Verbindungen zu ihrem bisheriges Leben abzubrechen. Doch dies gelingt nur um den Preis von Gewalt, die sie über sich selber und über andere ausüben und die ihnen widerfährt. Ein weiterer beunruhigender Roman des guatemaltekischen Autors, 'dem es gelingt, in vier Zeilen vier Dinge zu erzählen und 26 anzudeuten' (Queleer, Spanien).
- 2001
Guatemala nach seinem langen, blutigen Bürgerkrieg. Ernesto kehrt der Armee und seiner gewalttätigen Vergangenheit den Rücken, um neu anzufangen, während sein Freund Pedro weiter glaubt, nur als Militär oder Krimineller eine Chance zu haben. Als Ernesto sich in Emilia verliebt, die mit einem Ex-Guerillero liiert und brutalen Verbrechen auf der Spur ist, wird es Pedro zu gefährlich. »Ist die Zukunft ein Produkt der Vergangenheit?«, fragt Pedro, will aber die Antwort nicht wahrhaben. Wie die jüngste Geschichte Guatemalas lässt Rey Rosa keine einfache Antwort zu auf die Fragen nach Wahrheit, Recht und Unrecht. Er entwirft das Portrait eines Landes, in dem das Grausame zur Gewohnheit wurde und die Hoffnung doch überlebt hat. Von dem Übersetzer und Autor Erich Hackl eindrucksvoll ins Deutsche übertragen.
- 2000
Der erste Roman des guatemaltekischen Schriftstellers Rodrigo Rey Rosa unterläuft alle Erwartungen, die sich an Literatur aus Lateinamerika knüpfen; in einer einfachen, ja lakonischen Sprache erzählt er von der Schwierigkeit, moralisch zu handeln. Rey Rosa ist präzise und verhalten auch dort, wo die Schauplätze des Romans – Guatemala und Tanger – gleichsam zur exotischen Darstellung drängen. Geschult an der schmucklosen Prosa des legendären Schriftstellers Paul Bowles – der im Buch auch als handelnde Gestalt auftritt – entwirft Rey Rosa das Bild einer verrohten und gewalttätigen Gesellschaft. 'Die verlorene Rache' ist vieles in einem: ein spannender Kriminalroman, eine herbe Liebesgeschichte, ein Sittengemälde, eine Reiseerzählung. Und über allem steht die Kunst des Autors, Grundfragen der menschlichen Existenz fast beiläufig abzuhandeln.