Kant nimmt in der Einleitung zur Metaphysik der Sitten eine Einteilung in innere und äußere Gesetzgebung vor. Beide leitet er aus demselben in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten formulierten kategorischen Imperativ ab, und fügt Letzterem weitere Elemente einer Grundanthropologie hinzu, die das Material für die einzelnen Teile der Rechts- und Tugendlehre darstellen. Die Zusammenhänge zwischen Rechts- und Tugendlehre sind aber komplexer als die Einteilung in äußere und innere Gesetzgebung es nahelegt. Sie teilen etwa dieselben Anwendungsmethoden und Metaphern, und bei einer näheren Untersuchung der einzelnen Teile erweist sich diese Einteilung als entweder problematisch oder unscharf. In der Textinterpretation der einzelnen Beiträge kommen die genannten Zusammenhänge und Beziehungen zum Vorschein – insbesondere weil ein Teil der Autoren dieses Bandes zum Kommentar beider Werken beiträgt. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Textinterpretationen liegt bei der kritischen Untersuchung des Ertrags dieser Werke für die entsprechenden heutigen Debatten und die Auseinandersetzung mit heutigen im weiten Sinne „Kantischen“ Positionen.
Jean Christophe Merle Reihenfolge der Bücher






- 2023
- 2015
Fichtes System der Sittenlehre
Ein kooperativer Kommentar
Das „System der Sittenlehre“ von 1798 ist Fichtes Versuch, die Kantische Moralphilosophie zu reformulieren, um die problematischen Dualismen von Freiheit und Natur sowie von Pflicht und Neigung in eine einheitliche Konzeption menschlicher Subjektivität zu integrieren. Es gilt als die reifste Darstellung seiner Jenaer Wissenschaftslehre, in der die praktische Vernunft als höchstes Prinzip der Philosophie hervorgehoben wird. Ein kooperativer Kommentar ermöglicht es dem Leser, die Argumentation Schritt für Schritt nachzuvollziehen und ein vertieftes Verständnis dieses zentralen Textes des Deutschen Idealismus zu erlangen. Beiträge von verschiedenen Autoren beleuchten unterschiedliche Aspekte: Wayne Martin untersucht Fichtes transzendentale Phänomenologie der Tätigkeit, während Andreas Schmidt die Deduktion des Prinzips der Sittlichkeit analysiert. Michael Quante bietet einen analytischen Kommentar zu bestimmten Abschnitten, und Friedrike Schick thematisiert den Naturtrieb. Allen W. Wood diskutiert den Übergang von der Natur zur Freiheit, während Jean-Christophe Merle die formalen und materialen Bedingungen der Moralität behandelt. Weitere Beiträge befassen sich mit bedingten Pflichten, allgemeinen Pflichten sowie der Rolle von Ehe und Familie in Fichtes Gesetzes- und Moralkonzept. Schließlich wird die Rezeption und Wirkungsgeschichte des Werkes sowie dessen systematischer Ort erörtert.
- 2007
Strafen aus Respekt vor der Menschenwürde
Eine Kritik am Retributivismus aus der Perspektive des deutschen Idealismus
Die Berechtigung und Angemessenheit von Strafen ist ein Zentralproblem jeder Staats- und Gesellschaftsphilosophie. Die vorliegende Abhandlung befasst sich mit den Vergeltungstheorien (Retributivismus) und den Theorien der Generalprävention und erarbeitet in einer Kombination von Spezialprävention und Resozialisierung einen eigenen Standpunkt, aus dem sich ein Plädoyer für einen die Würde des Menschen respektierenden Umgang mit Verbrechern herleitet.