Die Disziplin der Europäischen Geschichte steht wohl vor der größten Herausforderung ihrer noch jungen Vergangenheit: Die globalhistorische Wende hat viele Grundannahmen der Europäischen Moderne in Frage gestellt und neue Anforderungen formuliert. Die Geschichte Europas soll polyzentrische oder provinzialisierte Perspektiven aufzeigen, die sich als Teil einer transnationalen oder Globalgeschichte verstehen. Diesem Anspruch wird der Band gerecht. Die Beiträger nutzen transnationale, postkoloniale und globalhistorische Zugänge, um einen neuen Blick auf die Europäische Geschichte zu werfen. Zudem führt die Auseinandersetzung mit den geografischen und analytischen Rändern zu einem neuen Verständnis der Geschichte Europas. "Europa" wird dadurch zu einer spezifischen sozialen und kulturellen Konstellation, die sich über innere Gemeinsamkeiten und Konflikte sowie über Abgrenzungen nach außen und Interaktionen mit anderen Weltteilen konstituierte. Die neue Reihe „Peripherien“ stellt die Dezentrierung und Provinzialisierung der Europäischen Geschichte in den Fokus und füllt damit eine Lücke zwischen globalhistorischen Reihen auf der einen und traditionelleren europahistorischen Reihen auf der anderen Seite.
Christof Dejung Reihenfolge der Bücher






- 2016
- 2014
Was ist Wirtschaft? Wo müsste man sie suchen? Und woran könnte man sie erkennen? Aus historischer Perspektive ist die Annahme einer überzeitlich erkennbaren ökonomischen Sphäre fraglich oder zumindest untersuchungswürdig. Weil nicht nur das Wirtschaftsleben, sondern auch die Konzeption von Wirtschaft einem Wandel untersteht, sind empirisch kompetente Studien vonnöten, die Querbezüge herzustellen vermögen zwischen den Praktiken des Wirtschaftens und der Wirtschaftswissenschaft mit jenen der Politik, der Moral und der Religion. Anhand von elf Begriffen von B wie Beute bis S wie Steuern erkunden die Autor/innen dieses Bandes historisch, inwiefern sich das Verständnis von Ökonomie verändert, wenn der Zugang zur Wirtschaft nicht über die Konzepte der neoklassisch ausgerichteten ökonomischen Theorie, sondern durch die Hintertür der Geschichtswissenschaft erfolgt. Mit der Suche nach der Ökonomie soll ein historisches Gegenmittel zu den vermeintlichen Sachzwängen der aktuellen Wirtschaft erprobt werden.
- 2013
Die Fäden des globalen Marktes
- 516 Seiten
- 19 Lesestunden
Das Handelshaus Gebrüder Volkart exportierte ab 1851 Baumwolle und andere Kolonialwaren aus Indien und wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer der größten Kaffee- und Baumwollhandelsfirmen der Welt. Inwiefern profitierte Volkart als Schweizer Firma vom Ausbau der britischen Kolonialherrschaft in Südasien? Weshalb kam es zu Spannungen zwischen multinational operierenden Handelshäusern und kolonialen Bürokratien? Wie gelang es europäischen Firmen, Netzwerke mit einheimischen Kaufleuten in verschiedenen Teilen der Welt zu knüpfen? Inwiefern wurden globale Märkte durch die Handlungsmacht indigener Bauern und Zwischenhändler mitgeprägt? Diese Studie greift auf einen umfangreichen, bisher weitgehend unerschlossenen Quellenbestand zurück. Sie verortet sich an der Schnittstelle von Wirtschafts-, Global- und Kulturgeschichte und legt dar, dass Märkte nicht bloß Orte von materiellem Austausch waren, sondern auch soziale Strukturen darstellten, die sich durch die Handlungen einzelner Akteure herausbildeten.
- 2006
Aktivdienst und Geschlechterordnung
Eine Kultur- und Alltagsgeschichte des Militärdienstes in der Schweiz 1939–1945
- 446 Seiten
- 16 Lesestunden
Traditionell wird die Aktivdienstgeneration, die den Zweiten Weltkrieg in der Schweiz erlebte, als homogene Einheit betrachtet, die abwehrbereit und geschlossen war. Diese Studie zeigt jedoch, dass dieses Bild stark von der Propaganda der geistigen Landesverteidigung beeinflusst wurde. Eine zunehmend polarisierte Geschlechterordnung spielte eine zentrale Rolle: Das Bild des Wehrmanns, der seine Familie schützt, und der Schweizerin als unterstützender Hausfrau wurden normative Ideale. Hinter diesen Propagandabildern verbarg sich jedoch ein widersprüchlicher Alltag. Soldaten klagten über Drill und misstrauten Offizieren, die von totalem Gehorsam träumten und Sympathien für den Nationalsozialismus hegten. Im Offizierskorps entbrannte ein Machtkampf über militärische Ausbildung und gesellschaftliche Positionierung, in dem verschiedene Männlichkeitskonzepte aufeinandertrafen. Der Rückzug der Armee ins Alpenreduit stellte die Balance zwischen schützender Armee und Zivilbevölkerung in Frage. Diese Studie beleuchtet die diskursiven Mittel, mit denen die Armeeführung die Reduitstrategie begründete, und zeigt, dass deren wahre Inhalte bis Kriegsende geheim gehalten wurden. Trotz weitgehender Unversehrtheit blieb die Schweiz von den Kriegsfolgen verschont, was die Wirkung der propagierten Geschlechtervorstellungen verstärkte und dazu führte, dass Frauen in der Schweiz als letzte in Europa politische Rechte erhielten. Das traditionelle Ge
- 2002
Landigeist und Judenstempel
Erinnerungen einer Generation 1930-1945
Elise Scherer-Leu führte zur Zeit des Zweiten Weltkriegs den Bauernhof ihrer Familie im luzernischen Meggen, während ihr Mann im Dienst war: «Angst vor dem Krieg hatten wir nicht, für so etwas blieb uns gar keine Zeit. Wir wussten nicht, wohin mit der Arbeit.» Kurt Bigler überlebte als einziger seiner Familie die Deportation aus Deutschland. 1942 flüchtete der damals 17-jährige in die Schweiz: «Wie ich über die Grenze kam? Im Stacheldraht hatte es ein Loch, ich bin durchgeschlüpft.» Kurt Bigler und Elise Scherrer-Leu sind zwei der über 500 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges, die im Rahmen des Oral-History-Projektes «Archimob» befragt und gefilmt worden sind. Rund 80 von ihnen kommen in diesem Buch zu Wort. Ihre Erinnerungen eröffnen einen authentischen Blick auf das damalige Leben und zeigen eine Generation, die sich differenziert und kritisch mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzt: Ein historisches Lesebuch, das es in dieser Form für die Schweiz bisher noch nicht gegeben hat. «Nach der Arbeit der unabhängigen Expertenkommission Schweiz/ZweiterWeltkrieg vervollständigt das Projekt ‹Archimob› unser Wissen über die Vergangenheit der Schweizerinnen und Schweizer. Es erschliesst uns neue Gebiete der Erinnerung, indem es sich für die Erfahrungen und Empfindungen der Menschen interessiert, die den Krieg erlebt haben.» Ruth Dreifuss, Bundesrätin
- 2000
Jahrhundert-Schweizer
50 bedeutende Schweizerinnen und Schweizer
Enthält u.a. Porträts von Carl Spitteler, Iris von Roten, Heidi Abel, Ruedi Walter, Albert Hofmann.