Jan Jelinek
Jan Jelinek (* 23. September 1971 in Bad Hersfeld) ist ein deutscher Produzent elektronischer und elektroakustischer Musik. Seit 2008 betreibt er auch das Plattenlabel Faitiche.
Nach dem Studium der Philosophie und Soziologie wandte er sich seit seinem Umzug nach Berlin 1995 verstärkt der Elektronischen Musik zu. Seine Musik basiert zu großen Teilen auf Samples, deren Quellen durch digitale Klangbearbeitung nicht immer ohne weiteres erkennbar sind. Gleichwohl verweist er in einigen Fällen mit den Titeln seiner Produktionen auf seine Quellen und auch Einflüsse. So zum Beispiel mit Loop-Finding-Jazz-Records und mit Kosmischer Pitch auf den Krautrock der 1970er Jahre. Jelinek veröffentlicht auch unter den Pseudonymen Farben (seit 1998) und Gramm. Als Farben orientiert er sich, auf Soul-Samples aufbauend, stärker am Dub und an Elektronischer Tanzmusik. Auf diese Weise kann die Musik am ehesten als experimenteller Dub bezeichnet werden. Als Gramm versucht er, einen Kompromiss zwischen hörbarer Minimal-Elektronik und tanzbarer Musik zu erreichen. Im Musikmagazin Intro wurde das „additive Sekundenmusik“ genannt. Im Jahr 2000 beschallten seine Audiocollagen den Young Media Pavillon der EXPO 2000 in Hannover. In den folgenden Jahren arbeitete er mit Künstlern wie Sarah Morris, Christopher Bauder, Dennis Busch und dem Autor Thomas Meinecke zusammen, kollaborierte mit dem japanischen Improvisationsensemble Computer Soup, dem australischen Jazztrio Triosk, dem Vibraphonisten Masayoshi Fujita sowie dem Choreographen Sylvain Émard, schrieb und produzierte diverse Radiostücke für das Programm Ars Acustica des SWR2 und führte mit dem Videokünstler Karl Kliem audiovisuelle Konzerte auf, die unter anderem im Centre Pompidou in Paris zu sehen waren. 2007 gründete er mit Hanno Leichtmann und Andrew Pekler das freie Improvisationstrio Groupshow. Aufsehen erregte die Erfindung der fiktiven Persönlichkeit und Komponistin Ursula Bogner 2008. Jelineks Schaffen lässt sich kaum begrifflich fassen. Am ehesten lässt sie sich als Mischung aus Clicks & Cuts, Electronica, Intelligent Dance Music, Glitch und Microsound charakterisieren. Im Sommer 2013 wandte er sich dem Remix zu und bearbeitete Stücke von James DIN A4, die 2014 als Farben presents James DIN A4 erschienen. „Remixe sind nicht leicht. Sie sollten im Geiste des Originalstücks sein, trotzdem möchte man eine eigene Handschrift hinzufügen. Ein idealer Remix verbindet beides.“ Die taz bezeichnete das Album als „Gipfeltreffen zweier seltsamer Käuze“ und kam zum Ergebnis: „Jan Jelinek liefert mit dem gelungenen Album etwas, was in der Widersprüchlichkeit der Remix-Kunst liegt: ein eigenständiges Zitatwerk.“2020 trat er zusammen mit Sven-Åke Johansson auf dem mœrs festival auf und präsentierte im gleichen Jahr seine Installation Hyperion bei den Donaueschinger Musiktagen. 2021 verlieh ihm die Kulturverwaltung des Landes Berlin ein Recherchestipendium für Ernste Musik und Klangkunst. Auch seine Live-Performances mit einem Laptop wurden zum Teil veröffentlicht (z. B. improvisations and edits, 2002).