Kai Ehlers Bücher






Russland - Herzschlag einer Weltmacht
Im Gespräch mit Jefim Berschin
Eine bescheidene Etagenwohnung in einem Moskauer Vorort ist Schauplatz eines Dialogs zwischen dem deutschen Russlandforscher Kai Ehlers und dem russischen Schriftsteller und Journalisten Jefim Berschin. Im Gedankenaustausch treffen Skepsis und Sympathie, Innen - und Aussenperspektive auf einander. Authentische Einblicke in die Umwälzungen der nachsowjetischen Ära öffnen sich und Grundmotive russischer Mentalität, Geschichte und Kultur, geografischer und geopolitischer Besonderheiten werden sichtbar, die Russlands Entwicklung geprägt haben und sich nur auf seinem Boden entfalten konnten.
Im Inneren Asiens, zwischen Russland und China, zeigt sich an der Wende zum 21. Jahrhundert ein rasanter Umwälzungsprozess, der einen neuen Wirtschafts- und Kulturraum östlicher Prägung entstehen lässt – just in einer Region, die als eine der Wiegen der Menschheit gilt und die von einer kulturellen, ökonomischen wie religiösen Vielfalt geprägt ist. Im Austarieren lokaler Kräfte und doch auch unter globalen Auspizien und mit Blick nach Indien, in die USA oder die EU sucht die mongolische Grenzregion dabei nach neuen, eigenständigen Wegen.
Russlands Politiker streben danach, das Land von einem Selbstversorger der Sowjetzeit in einen Konsumenten zu transformieren, um internationale Investoren anzuziehen. Doch wie reagiert die Bevölkerung darauf? Teilweise zeigt sie Bereitschaft, sich als Konsumenten zu orientieren, doch gleichzeitig gibt es Widerstände. In der Krise erlebt die traditionelle Datscha-Kultur als Überlebensmodell eine Renaissance. Ist dies nur ein vorübergehendes Phänomen, das mit der Krise enden wird? Kai Ehlers argumentiert, dass die Zukunft Russlands nicht in einem Entweder-Oder zwischen Supermarkt und Datscha liegt, sondern in einer Synthese beider Ansätze. Diese Dynamik zeigt sich besonders stark in Russland, wo jahrhundertealte Traditionen der Selbstversorgung auf die aggressive Modernisierung der letzten Jahrzehnte treffen. Ehlers fokussiert sich nicht auf die politischen Akteure Medwedew und Putin, sondern auf die sozialen Folgen der Krise für die Bevölkerung. Er führt den Leser in die sozialen Realitäten Russlands und beleuchtet die Möglichkeiten zur Bewältigung globaler Krisen sowie alternative Ansätze. Das Buch bietet umfassende Analysen, Gespräche und lokale Untersuchungen zur sozialen Entwicklung in Russland und skizziert eine bedarfsorientierte Ökonomie. Eine vergleichbare Analyse ist derzeit auf dem deutschen Buchmarkt nicht verfügbar.
Die mongolische Jurte symbolisiert eine Kultur der Mobilität und den Zwang, sich natürlichen Kreisläufen anzupassen. Sie verkörpert starre, rituelle Traditionen, während die industrielle Gesellschaft eine Mobilität entwickelt, die unabhängig von natürlichen Gegebenheiten ist und sich im Globalisierungsprozess von Standortgebundenheit löst. Beide Bewegungen führen zu Vereinseitigung und Stagnation: Die eine bleibt in traditionellen Ritualen gefangen, die andere verliert sich in Beliebigkeit und ständiger Expansion. In der Begegnung zwischen diesen beiden Ansätzen könnte eine neue Entwicklungsqualität entstehen, wobei die Jurte als Symbol fungiert. Fragen zur Entstehung der Jurte, ihrer kulturellen Bedeutung und zu einer nachhaltigen Zukunft jenseits von bindungsloser Modernisierung und romantischer Verklärung werden in sieben spannenden Gesprächen erörtert, die während des Neujahrsfestes in Ulaanbaatar stattfanden. Gesprächspartner sind der Russland- und Asienforscher Kai Ehlers, die Psychologin und Volkspädagogin Prof. Dr. Dorjpagma Sharav sowie Dr. Ganbold Dagvadorj, ein leitender Veterinärmediziner. Ein Beitrag von Prof. Dr. Nalgariin Erdenetzogt zur nomadischen Fünf-Tier-Kultur und Originalzeichnungen zur Jurte ergänzen das Werk. Vorworte von Galsan Tschinag und Prof. Dr. Hans Dieter Knapp runden es ab und machen es zu einem wertvollen Tipp für Praktiker, Reisende und Kulturinteressierte.
«Die radikalste Antwort auf die Krise des Sozialstaats ist bisher die Forderung nach der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle, die nach mehreren früheren Ansätzen nun offenbar zu einer Existenzfrage herangereift ist.»
Wohin brachte uns Perestroika? Was waren ihre Ziele? Wer waren ihre Aktivisten? Wer waren ihre Gegner? Wer war Gorbatschow? Wer Jelzin? Wer ist Putin? Wie liest sich linke Kritik dieser Jahre? Welche Lehren zieht die russische Linke aus dem Kollaps des realen Sozialismus? Welchen Einfluss hat sie auf die Entwicklung nehmen können? Welche Alternativen entwickelt sie heute? Fu ̈r Russland? Über Russland hinaus? 'Zehn Monate nach dem tatsächlichen Einsetzen des ›500-Tage- Programms‹ wird das ideologische Klima das vollkommene Gegenteil zu dem sein, was es jetzt ist. Liberalismus und Kapitalismus werden verhasster sein als jetzt der Kommunismus.'Das erklärte Boris Kagarlitzki, profiliertester Reform-Marxist des heutigen Russland im September 1990 angesichts des Übergangs von Gorbatschows Reform des Sozialismus zu Jelzins Kurs der Zwangsprivatisierung. In welchem Auf und Ab sich die Verhältnisse tatsächlich entwickelten, zeigen die Gespräche, die Boris Kagarlitzki und der deutsche Russlandforscher Kai Ehlers u ̈ber einen Zeitraum von 25 Jahren miteinander gefu ̈hrt haben. Sie vermitteln, begleitet von einer vergleichenden Chronologie, einen authentischen Einblick in die inneren Abläufe und die Grundfragen der nachsowjetischen Transformation