Ein Buch, das aus einem existenziellen Ringen um die „Fachwissenschaft“ Geographie in ein immer weitere Tragweiten annehmendes entbergendes Denken hineinführt und in diesem Zuge das Verhältnis von Geschichte und Geographie revidiert. Seit den Anfängen der „Fachwissenschaft“ Geographie vor rund 200 Jahren kämpft diese immer wieder mit der Frage, was eigentlich ihre Aufgabe sei, und hat doch bis heute nie die Neigung verloren, sich in eine Vielzahl einerseits naturwissenschaftlicher und andererseits sozial- oder kulturwissenschaftlicher Ansätze aufzulösen. Barbara Zahnen wendet diesen Umstand ins Fruchtbare und Tragfähige. Sie deckt anhand eines Schlüsseltextes von Carl Ritter auf, was in der Anfangszeit der „modernen wissenschaftlichen Geographie“ ungedacht geblieben ist, und lässt so eine Denkbewegung entstehen, die nicht nur sowohl Natur- als auch Geisteswissenschaftliches betrifft und zudem ein Zwischenfeld zwischen den Wissenschaften, der Philosophie und den Künsten aufspannt, sondern die zugleich offenbart, was es heißt, denkend zu schreiben und schreibend zu denken – in einer Weise, die angesichts kritischer Verhältnisse der Gegenwart wieder Möglichkeitsräume öffnet.
Barbara Zahnen Bücher


Die deskriptive Feldklimatologie, insbesondere in der Stadtklimatologie, beschäftigt sich mit Phänomenen wie Wärmeinseln und Flurwinden. Die vorliegende Arbeit bietet eine Antwort auf die Frage nach der Notwendigkeit theoretischer Reflexion in diesem Bereich. Sie verbindet auf originelle Weise naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Aspekte und zeigt, wie aus einem „gewöhnlichen“ stadtklimatologischen Vorhaben eine wissenschaftstheoretische Fragestellung entstehen kann. Schritt für Schritt werden die internen und externen Bedingungen einer anwendenden Klimatologie herausgearbeitet, wodurch das klimatologische Handeln als komplexer Prozess sichtbar wird. Hierbei kommen sowohl alltagsweltliche als auch naturwissenschaftliche Erfahrungen und Beschreibungsebenen zur Geltung, die in einer kulturell und historisch vermittelten Verbindung stehen – nicht immer ohne Probleme. Die Dissertation wurde im Oktober 2003 mit dem Humboldt-Preis ausgezeichnet und als bedeutender Beitrag zur wissenschaftlichen Theoriebildung in der Physischen Geographie, insbesondere der Klimatologie, gewürdigt. Die Autorin hat durch eigene empirische Untersuchungen am Flugfeld Berlin-Tempelhof das Theorieverständnis der Klimatologie hinterfragt und eine seltene Kombination von empirischer Kompetenz und theoretischer Reflexion geschaffen.