Im ausgehenden 7. Jh. v. Chr. gründeten im Nildelta Söldner und Kaufleute von der kleinasiatischen Westküste mit Erlaubnis und Förderung des Pharao Psammetich I. den Handelsstützpunkt Naukratis und damit die erste griechische Siedlung auf ägyptischem Boden. Die hiesigen Funde bilden zugleich, von Alexandria abgesehen, die umfangreichsten Importe in Ägypten. Den größten Anteil am Fundaufkommen stellt die Keramik, die heute über die ganze Welt verstreut ist und nur teilweise veröffentlicht wurde. Dieser Umstand betrifft in gleichem Maße die bedeutsamen Originalbestände der Antikensammlung der Universität Bonn im Akademischen Kunstmuseum. In diesem Band wird daher die Bonner Naukratis-Keramik in Form eines Kataloges erstmals vollständig präsentiert. Entgegen dem bisherigen Forschungsschwerpunkt wird nicht nur das archäologische Material der archaischen und der klassischen Epoche besprochen, sondern auch die nicht weniger interessanten Stücke vom Hellenismus bis zur Spätantike. Der Bonner Komplex an Naukratis-Keramik zeichnet sich aber nicht nur durch eine lange Laufzeit aus, Ausdruck der ununterbrochenen Siedlungskontinuität, sondern besitzt überdies eine große Vielfalt an Gefäßformen und keramikproduzierenden Kunstlandschaften, die in beeindruckender Weise Zeugnis ablegen für die ehemals bestehenden, intensiven Handels- und Kulturbeziehungen der ägyptischen Griechenstadt zum gesamten Mittelmeerraum.
Dirk Piekarski Bücher



Die Arbeit untersucht eine Auswahl von 47 Typen unbenannter, bärtiger Männerbildnisse ohne Helm aus dem Zeitraum von ca. 410 bis 275 v. Chr. Die ca. 130 Einzelstücke sind überwiegend als römische Kopfkopien überliefert. Die Chronologie basiert auf stilkritischen Aspekten, da die Überlieferung eingeschränkt ist. In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts lassen sich zwei Traditionsstränge nachweisen, die nach 350 v. Chr. zusammenfließen. Die Typologie wird anhand von Frisuren, Barttrachten, Physiognomie und Mimik erarbeitet. Hauptbezugspunkte für die Untersuchung der motivgeschichtlichen Entwicklung sind die Köpfe auf zeitgenössischen, vor allem attischen Grabreliefs. Der Vergleich zwischen Porträt- und Sepulkralkunst zeigt, dass Porträts ein weit vielfältigeres Motivspektrum aufweisen und nur bedingt der zeitüblichen Bürgerikonographie folgen. Zudem wurden im 4. Jahrhundert zahlreiche Porträts geschaffen, deren Kopfschemata eine erhebliche Nachwirkung entfalten, die bis in den späten Hellenismus reicht.