»Der Verrat der Intellektuellen« - dieser Titel ist zum geflügelten Wort geworden. Die denkenden Schichten haben, so Bendas Diagnose, willentlich aufgehört, zwischen rationalem Argument und sentimentalem Betroffensein zu unterscheiden. Sie haben sich damit von ihrer genuinen Aufgabe, der unbeteiligten, unvoreingenommenen und an den Idealen der Klassik orientierten Entwicklung und Prüfung von Positionen und Theorien verabschiedet und sind zu einer zwar politisch aktiven, zugleich aber geistig irrelevanten Gruppe abgestiegen. 1927 geschrieben und 1948 umfassend ergänzt, ist Bendas Diagnose heute so aktuell wie nie. Was damals nur zu ahnen war, zeigt sich heute in voller Blüte: Intellektuelle sind in ihrem Bestreben, mitzumachen und politisch »aktiv« zu sein, zu den Hauptpropagandisten von Militarismus, Nationalismus, Klassenhass, Rassismus und Irrationalismus geworden. Bendas Essay ist ein mitreißendes Plädoyer für eine Rückbesinnung der Denker auf ihre eigentlichen Aufgaben und zugleich ein Appell an das lesende Publikum, sich mit dieser Entwicklung nicht abzufinden.
Julien Benda Bücher
26. Dezember 1867 – 7. Juni 1956
Julien Benda war ein französischer Philosoph und Romanautor, dessen Werk sich auf die intellektuelle Tradition und die Kritik des modernen Denkens konzentriert. Er ist besonders bekannt für ein prägnantes Werk, das den Verfall der Intellektuellen und ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft untersucht. Bendas Schriften befassen sich mit der Natur von Moral und intellektueller Integrität und betonen oft die Notwendigkeit einer Rückkehr zu zeitlosen Prinzipien. Seine Prosa zeichnet sich durch Klarheit und tiefgründige Analyse zeitgenössischer Themen aus.

