Wenn die großen, sinnstiftenden Erzählungen verblassen, kommt die Zeit des Theaters. Über zwei Spielzeiten diskutierten die Expertengespräche am Schauspiel Leipzig das Erbe des Kommunismus, deutsche Identitäten, gesellschaftliche Dynamiken und die Zukunft Europas. Róza Thun, Karl Schlögel, Martin Sabrow, Herfried Münkler und Willi Winkler waren neben vielen Anderen die Gäste, die über neue Ordnungen und die Kraft des Alten debattierten. Aischylos trifft Brecht, und die Leipziger Doppelbefragung aus Die Maßnahme/Die Perser erweist sich als Drama der Gegenwart.
Jens Bisky Bücher






Ist die Konsensgesellschaft in Deutschland am Ende? Die Bundestagswahl 2005 stellt nicht nur durch ihr denkwürdiges Zustandekommen eine Anomalie dar. Sie wird auch von einer gesellschaftlichen Nervosität begleitet, die das übliche Maß politischer Positionierung übersteigt. Überall in Deutschland sind Aggressionen zu beobachten, die sich besonders dort entladen, wo es immer weniger zu verteilen gibt. Seit 18. August haben wir dem Verfall der Konsensgesellschaft eine Serie gewidmet. Jens Bisky hat zum Beispiel über den Konflikt „Ost gegen West“ geschrieben, Thomas Steinfeld über „Gebildete gegen Ungebildete“ – und Willi Winkler über „Arm gegen Reich“. An diesem Wahl-Wochenende beschließt Gustav Seibt die Serie: Tradition versus Innovation.
Die Wiederentdeckung der Gotik. Aus einer Fülle von Texten wählt Bisky die charakteristischen aus und interpretiert sie unter den Gesichtspunkten der Literatur und Architekturtheorie. Dabei zeigt er diese Parallelen anhand von zahlreichen Beispielen, wie z. B. Goethes Hymne auf das Straßburger Münster, Wilhelm Heinses Begeisterung im Pantheon und Friedrich Gillys Beschreibung französischer Landhäuser. Der Band ist ein verlässlicher Wegweiser durch die klassizistisch-romantische Architekturtheorie, ein unentbehrliches Grundlagenwerk und ein wichtiger Beitrag zur Boisserée-Forschung.
Unser König
Friedrich der Große und seine Zeit – Ein Lesebuch
Kein anderer König ist den Deutschen so nahe gerückt wie Friedrich der Große. Er hat die Menschen über seine Lebenszeit hinaus beschäftigt: als aufmüpfiger Kronprinz, aufgeklärter König, Feldherr, der gegen Übermacht kämpfte, und als Alter Fritz, der versuchte, die von ihm geweckten Kräfte zu zügeln. Über zwei Jahrzehnte führte er Krieg und erhob Preußen zur Großmacht. Als moderner Herrscher brach er mit Zeremoniell und erfand eine neue Art, König zu sein. Wer war dieser faszinierende Mann? Dieses Lesebuch bietet die Gelegenheit, Friedrich II. kennenzulernen. Neben Jens Bisky, der den biographisch-historischen Rahmen setzt, kommen auch Friedrich selbst, Lessing, Nicolai, Kant, Goethe, Bismarck, Fontane sowie Zeitgenossen und Beobachter zu Wort. Der Band zeichnet nicht nur Friedrichs Leben, sondern auch die Wesenszüge seiner Herrschaft und seiner Epoche nach. „Jens Bisky hat die Quellen geschickt ausgewählt und ist ein Erzähler, dem man gern lauscht … Eine Wohltat unter den Friedrich-Studien dieses Herbstes.“ (Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Die deutsche Frage
Warum die Einheit unser Land gefährdet
Der Nachbau der Bundesrepublik in den neuen Ländern ist misslungen, Deutschland ökonomisch, sozial, politisch und kulturell geteilt. Um dies zu ändern, sind weitere Milliarden versprochen, als müsse es so bleiben: Der Westen zahlt, und der Osten leidet am Tropf. Vereint rennen sie einem Trugbild von Einheit mit gleichen Werten und gleichen Lebensbedingungen hinterher. Zu dieser „inneren Einheit“ wird es aber nicht kommen. Im Gegenteil. Jens Bisky zeigt, warum die seit fünfzehn Jahren andauernde Vereinigungskrise das gesamte Land gefährdet: Sie schwächt dessen Wirtschaftskraft, untergräbt das Vertrauen in die Demokratie und schürt dramatische Verteilungskonflikte, auf die die Deutschen nicht vorbereitet sind: zwischen Ost und West, Jung und Alt, Arm und Reich. Die aktuelle deutsche Frage lautet daher: Wie können in einem Staat zwei verschiedene Gesellschaften miteinander leben, ohne im Abstiegskampf zu erstarren? Überfällig ist ein neues Bild von der Einheit. Eine Rückkehr zum Komfort von gestern wird es nicht geben. Was aber dann?
Parvenü der Großstädte, Labor der Moderne, Symbol des zerrissenen 20. Jahrhunderts: In Berlin konzentriert sich nicht nur deutsche, sondern auch europäische Geschichte. Beides hat Jens Bisky im Blick, wenn er die Entwicklung der Stadt seit ihrem Aufstieg zur preußischen Residenz schildert. Berlin war äußerst wandlungsfähig und offen: für die verfolgten französischen Hugenotten und die Denker der Aufklärung unter Hohenzollernherrschaft; später als Metropole der Proletarier und Großindustriellen, der Künstler und Journalisten und als „Place to be“ der Goldenen Zwanziger. All das wird bei Bisky anschaulich erfahrbar, genauso aber auch die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und die spannungsgeladene Atmosphäre nach 1945, als sich hier die großen Machtblöcke gegenüberstehen. Jens Bisky legt eine Gesamtdarstellung der Geschichte Berlins vor, wie es sie seit Jahrzehnten nicht gegeben hat, vom Dreißigjährigen Krieg bis in die Gegenwart. Eine faszinierende Erzählung über Entstehung und Aufstieg, Fall und Neubeginn – und zugleich ein packendes Panorama deutscher wie europäischer Geschichte im Spiegel einer einzigartigen Metropole.
Jens Bisky schildert den Zerfall der Weimarer Republik nach dem Tod von Gustav Stresemann 1929. Angesichts wachsender faschistischer Tendenzen und sozialer Unruhen schildert er die Perspektiven verschiedener Akteure der Zeit. Das Buch beleuchtet die dramatischen Entwicklungen, die in die Diktatur führten und deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.
Du weißt ja nicht, was die Zukunft bringt
- 174 Seiten
- 7 Lesestunden
Das Doppelprojekt „Die Schutzflehenden / Die Schutzbefohlenen“ nach Aischylos und Elfriede Jelinek hatte im Herbst 2015 am Schauspiel Leipzig Premiere. 2500 Jahre umspannen diese beiden Texte – und sind so aktuell, wie Theater selten sein kann. Begleitet wurde jede Aufführung von einem Nachgespräch, in denen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Kirche und Verwaltung verschiedenste Aspekte aus dem Themenkomplex „Migration und Asyl“ vertieften, vom Asylverfahren in Sachsen bis zum Bild des Fremden in der Kunst. Zu Gast waren u. a. der Angstforscher Prof. Borwin Bandelow, der Kunsthistoriker Prof. Frank Zöllner, der Migrationsforscher Prof. Helmut Bade, der Beauftragte für Kirchenasyl der Evangelischen Landeskirche Sachsen, Albrecht Engelmann, sowie die Leiterin des Sozialamtes Leipzig, Martina Kador-Probst. Die Gespräche wurden moderiert von Dr. Jens Bisky, Redakteur im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“. Es sind Expertengespräche aus einem dreiviertel Jahr, in dem sich Deutschland und Europa nachhaltig verändert haben.
Heinrich von Kleist war Soldat, Student, Journalist, wollte Bauer, Beamter, Lehrer werden oder nach Australien auswandern. Nirgends hielt es ihn lange, nur das Dichten konnte er nicht lassen. Jens Bisky zeichnet die exzentrische Bahn dieses unbürgerlichen Lebens nach und entwirft zugleich das schillernde Bild einer Epoche zwischen Revolution und Restauration, Klassik und Romantik. «Es gibt glücklichere Geschichten aus der Blütezeit des deutschen Geistes, aber keine, die mehr Spannungen enthielte, in der Extreme derart unvermittelt aufeinanderstoßen. Kein zweiter Dichter der Zeit hat sich mehr auf die Forderungen des Tages eingelassen und zugleich den Zwängen seiner Gegenwart getrotzt. Sein Leben stand unter dem Gesetz des Umsturzes.» «Er war einer der größten, kühnsten, höchstgreifenden Dichter deutscher Sprache.» THOMAS MANN, 1954 «Kleist bläst in michwie in eine alte Schweinsblase.» FRANZ KAFKA,1911
Geboren am 13. August
Der Sozialismus und ich
Jens Bisky hat die DDR auf ungewöhliche Weise erlebt: in Ostberliner Schwulenbars, als Unterleutnant der NVA und unter Künstlerfreunden. Er beschreibt die Lebenswelten seiner ostdeutschen Provinz. Es ist ein schonungsloser Rückblick und ein ehrlicher Abschied von einer Jugend nach Plan.