Es ist nicht gleichgültig, an welchen Gott man glaubt
Theologisch-biographische Notizen






Theologisch-biographische Notizen
Zur prekären Zukunft der katholischen Kirche
Über Jahrhunderte war die katholische Kirche souveräne Herrin ihrer selbst. Sie beherrschte die Interpretation des Kosmos, die Ordnung der Gesellschaft und – bis vor kurzem – den Körper der Menschen. Mit all dem ist es vorbei, auch bei den eigenen Mitgliedern. Sie wurde von der Machtposition vertrieben und auf den religiösen Markt geworfen. Diese radikale Kontextveränderung lässt nichts in ihr, wie es war, ob sie es will oder nicht. Alles wird prekär, also unsicher und abhängig von anderen: vom Partizipationsverhalten der eigenen Mitglieder etwa, von der politischen Unterstützung oder den religiösen Bedürfnissen der Gesellschaft. Wie auf dem Markt bestehen, ohne ihm zu verfallen? Wie die eigene Aufgabe unter diesen Bedingungen erfüllen? Welcher Umbau ist notwendig? Diesen Fragen stellt sich Rainer Bucher mit analytischer Schärfe und zukunftsweisenden Vorschlägen.
Ottmar Fuchs im Gespräch mit Rainer Bucher und Rainer Krockauer
Dem katholischen Modernismusstreit, der vor 100 Jahren mit dem Dekret Lamentabili und der Enzyklika Pascendi von Papst Pius X. (1903–1914) einen Höhepunkt erreichte, und seiner Relevanz für heute widmete sich ein internationales Symposium an der Theologischen Fakultät der Universität Graz, dessen Beiträge aus verschiedenen Disziplinen hier dokumentiert werden.
„Hitlers Theologie ist intellektuell krude, ihr Rassismus ist erbärmlich und ihr Gott ein numinoses Monster. Es gibt keine Gnade und keine Barmherzigkeit in ihr und daher auch keinen Frieden. Aber sie wurde, worauf alle Theologie zielt: praktisch. Das ist nicht der einzige“, so Rainer Bucher, „aber es ist der unabweisbare Grund, sich mit ihr zu beschäftigen.“ Gewiss: Adolf Hitler war kein Theologe. Doch vom Beginn seines öffentlichen Redens bis zu seinen letzten dokumentierten Äußerungen verkündigte er sein Politikprojekt im Namen eines Gottes, konzipierte und legitimierte er es über theologische Begriffe. Diese spielten dabei keine nur rhetorische, sondern eine zentrale und tragende Rolle. - Eine klarsichtige wie fulminante Untersuchung von Hitlers politischer Projektbeschreibung und ihrer theologischen Begründungsstrukturen.
Zwölf Fragen und Antworten zur Lage der Kirche
Die Krise der Kirche als Chance für eine mutige, in die Zukunft weisende Gemeinschaft "Von Krise kann man nur sprechen, wenn in absehbarer Zeit eine Wende - sei es zum Besseren, sei es zum Schlechteren - bevorsteht. Ein solche Wende ist jedoch nicht abzusehen." Vielleicht, so Rainer Bucher im Vorwort, hat Niklas Luhmann mit diesem wenig schmeichelhaften Wort über den Zustand der Kirche ja recht, aber ausgemacht ist es nicht. In diesem Sinne versuchen die Beiträge des vorliegenden Bandes die Muster aufzuspüren, die von neuen Möglichkeiten für das Evangelium sprechen. Das ist eine heikle und fragile Arbeit, und sie bleibt stets Versuch. Doch nicht zuletzt das Festhalten Jesu "an den zarten Elementen der Welt, die langsam und in aller Stille durch Liebe wirken" (Whitehead), verpflichtet dazu - so Bucher weiter --, den verstörenden Reiz der Krise zu entdecken und die darin enthaltene Provokation anzunehmen.