Die Beteiligung der Wehrmacht an den Verbrechen im Osten und Südosten Europas ab 1941steht inzwischen fest. Doch der gnadenlose Rasse- und Vernichtungskrieg hatte bereits mit dem Überfall auf Polen begonnen, wo im September 1939 Einheiten der Wehrmacht Tausende von Polen und Juden, Zivilisten und Kriegsgefangene ermordet wurden. Der Autor beleuchtet in seiner bahnbrechenden Untersuchung die Hintergründe.
Jochen Böhler Bücher
Jochen Böhler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Imre Kertesz Kolleg in Jena, wo er Kurse zur Geschichte Ostmitteleuropas im frühen 20. Jahrhundert unterrichtet.






Der Überfall
- 271 Seiten
- 10 Lesestunden
Angst, Verzweiflung, Hoffnung - Deutschland und Polen im Kriegssommer 1939 Der Polenfeldzug war nicht nur der Auftakt zum Zweiten Weltkrieg, sondern auch zum Vernichtungskrieg. Der Historiker Jochen Böhler schildert erstmals die Ereignisse der Monate August und September 1939 aus der Perspektive von Militärführung, Soldaten und Zivilisten in Polen und in Deutschland. Am 1. September 2009 jährt sich der Beginn des Zweiten Weltkriegs zum 70. Mal. Anlass, anhand jüngster Forschungsergebnisse die Ereignisse der Monate August bis September 1939 neu zu betrachten. Wie bereitete sich das Deutsche Reich auf den Krieg vor' Wie erlebten die Menschen in Deutschland und Polen den August, in dem sich die Ereignisse überschlugen' Was passierte in den ersten drei Kriegswochen' Was dachte die polnische Bevölkerung angesichts dieser Katastrophe' Und schließlich: Was wussten die Menschen an der Heimatfront über den Polenfeldzug' Nach dem Angriff war Polen innerhalb von drei Wochen militärisch besiegt und besetzt. Als erster deutscher Historiker hat Jochen Böhler umfassend das Verhalten der Wehrmacht in Polen anhand von polnischen und deutschen Briefen, Tagebüchern, Berichten und Interviews mit Zeitzeugen untersucht. Seine These: Der Vernichtungskrieg begann nicht erst 1941 mit dem Russlandfeldzug, sondern mit dem Angriff auf Polen.
In officio amicitiae
Andreas Lawaty, dem Grenzgänger und Freund, zum 65. Geburtstag
- 624 Seiten
- 22 Lesestunden
Am 10. März 1953 in Beuthen/O.S. geboren, empfing Andreas Lawaty als Sohn einer deutschen, polnisch assimilierten Pastorenfamilie (er wuchs mit Polnisch als erster Sprache auf) die polnische Schulsozialisation. In eben jener Zeit sind die Keime seiner späteren beruflichen Polen-Faszinationen zu suchen. Die geistige Atmosphäre des Hauses blieb zweifelsfrei nicht ohne Einfluss auf sein intellektuelles Profil - man denke an die Rolle der Institution des Pastorenhauses in der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte generell. Es mag dahingestellt bleiben, inwieweit die baldige Übersiedlung der Familie nach Podkowa Lesna bei Warschau (wo der Vater, Erwin Lawaty, Rektor und Professor in einem protestantischen Priesterseminar war) durch die Nähe zu Stawisko, dem benachbarten Landsitz des Grandseigneurs der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts Jaroslaw Iwaszkiewicz, atmosphärisch seine Sensibilität für die polnische Literatur geprägt haben mag. Über den Zaun blickend, konnte der Junge auf dem Schulweg dem dortigen Treiben jedoch zugucken, was im Scherz gesagt ist, aber Tatsache bleibt, dass Andreas Lawaty nach Jahren den Iwaszkiewicz-Band Die Fräulein von Wilko (1985) für die "Polnische Bibliothek" redaktionell betreute und im dem Dichter gewidmeten Nachwort ihn den "Europäer" nannte, als welchen er sich selbst am liebsten apostrophiert. Das geistige und menschliche Profil unseres Freundes Andreas Lawaty ist das eines Menschen, dem Dialog ein natürliches Bedürfnis und Empathie die Art und Weise ist, auf den anderen Menschen zuzugehen. Derlei Eigenschaften charakterisieren oft in besonderem Maße Menschen, die aus kulturellen, sprachlichen, nationalen Grenzräumen stammen. Im Vorwort zu seinem polnischen Essayband Intellektuelle Visionen und Revisionen in der Geschichte der polnisch-deutschen Beziehungen des 18. bis 21. Jahrhunderts (Kraków 2015) schreibt er denn auch, dass es wohl kein Zufall gewesen sein dürfte, dass er die Helden seiner Reflexionen "in den kulturellen Grenzräumen suchte, denen sie entweder durch ihre Herkunft, Lebenserfahrung oder aber durch ihre intellektuelle Neugier angehörten". Und der Autor fügt bezeichnenderweise hinzu, dass er sich aber nicht so sehr für deren Biografien interessiere, sondern für den aus diesen Biografien resultierenden intellektuellen Habitus. Denn der sei "für das bessere Verständnis des Charakters der polnisch-deutschen intellektuellen Kommunikation wichtig". Dies zu fördern und zu unterstützen liegt Andreas Lawatny, ganz im Rorty'schen Sinne, nach wie vor besonders am Herzen. Die Autoren der vorliegenden Festschrift stammen aus Polen, Deutschland, den USA, Österreich und der Schweiz, und es befinden sich unter ihnen, alt und jung, gens de lettres verschiedenster Couleur: Lyriker, Romanciers, Übersetzer, Literaturwissenschaftler, Historiker, Archivare, was den Wirkungsradius des Jubilars und die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit, des Grenzgängers par excellence, beredt demonstriert. Seinen Expeditionen folgen wir neugierig, sind gespannt auf unerwartete Entdeckungen, und dabei sicher, dass der Freund Andreas sein immenses Wissen aus den Grenzgängen mit der Souveränität des kundigen Forschers weitergeben wird. Dass diese Wissenssicherheit bei ihm niemals in anmaßende Überlegenheit umschlägt, hängt mit einem schönen Zug seines Wesens zusammen: Er kann immer aufmerksam und einfühlsam zuhören und bleibt einer, der das Lernen nie aufgibt. (aus dem Geleitwort der Herausgeber)
Dimensionen der Gewalt
Ostmitteleuropa zwischen Weltkrieg und Bürgerkrieg 1918–1921
Der Judenmord in den eingegliederten polnischen Gebieten 1939-1945
- 425 Seiten
- 15 Lesestunden
Die Vernichtung der europäischen Juden blieb nicht auf das Gebiet des „Generalgouvernements für die besetzten polnischen Gebiete“ beschränkt, wo sie unter dem Tarnnamen „Aktion Reinhard“ durchgeführt wurde. Auch in den eingegliederten polnischen Gebieten – in den Reichsgauen „Wartheland“ und „Danzig-Westpreußen“, in Ostoberschlesien sowie in den Bezirken Zichenau und Bialystok – wurden Hunderttausende Juden, oftmals in direkter Nachbarschaft zu deutschen Reichsbürgern, verfolgt und ermordet. Die Beiträge des Sammelbandes beschäftigen sich mit der Bedeutung der eingegliederten polnischen Gebiete hinsichtlich der Entschlussbildung zur Judenvernichtung, zeichnen den Prozess von der Entrechtung hin zur Vernichtung nach, liefern neue Erkenntnisse zum dortigen NS-Lagersystem und schildern jüdische, polnische und alliierte Reaktionen im Angesicht des Holocaust. Wie der 2004 erschienene Band „Aktion Reinhardt. Der Völkermord an den Juden im Generalgouvernement 1941–1944, hg. v. Bogdan Musial (Einzelveröffentlichungen des DHI Warschau, Bd. 10), geht auch dieser Band auf eine gemeinsame Konferenz des Deutschen Historischen Instituts Warschau und des polnischen Instituts für das Nationale Gedenken zurück. Beide Bände vereinen in sich den aktuellen internationalen Forschungsstand zur Judenvernichtung auf polnischem Boden.
"Grösste Härte ..."
- 145 Seiten
- 6 Lesestunden
Die historische Forschung hat die Rolle der Deutschen Wehrmacht bei Verbrechen im Osten und Südosten Europas ab 1941 umfassend dokumentiert. Der erste Einsatz, der Überfall auf Polen im September 1939, wurde jedoch weitgehend vernachlässigt. Die Luftwaffe bombardierte ohne Unterscheidung polnische Städte, auch wenn dort keine militärischen Einheiten stationiert waren. In den ersten Wochen des Zweiten Weltkriegs ermordeten Wehrmachtsangehörige Tausende von Polen und Juden, darunter Zivilisten und Kriegsgefangene. Das Deutsche Historische Institut Warschau und das polnische Institut des Nationalen Gedenkens haben eine Ausstellung konzipiert, deren deutschsprachige Fassung diesen Katalog bildet. Unveröffentlichte Quellentexte und Bilder zeichnen ein alarmierendes Bild der Wehrmacht in dieser entscheidenden Phase, in der der Vernichtungskrieg bereits seine Schatten warf. Der Textteil umfasst Beiträge zu den Verbrechen der Wehrmacht in Polen und deren Nachkriegsrezeption. Der Bildteil dokumentiert die Marschrichtung, den Luftkrieg, Zivilgefangene, Geiseln, Juden und Kriegsgefangene sowie Proteste.
Krieg bedeutet Gewalt, auch bei der Besatzung eines fremden Landes, die nicht friedlich gesichert werden kann. Für die Sowjetunion und das nationalsozialistische Deutschland, die während des Zweiten Weltkriegs Okkupationsmächte in Polen waren, blieb nur die Gewalt, um ihre Herrschaft zu sichern. Diese Gewalterfahrungen prägten den Alltag in Polen, wobei die Bevölkerung vielfältigen Formen der Unterdrückung ausgesetzt war, deren extremste Form der Massenmord an den Juden darstellt. Die historische Forschung zu Gewalt und Alltag im besetzten Polen setzt unterschiedliche Schwerpunkte: Während deutsche Historiker oft die nationalsozialistische Besatzung fokussieren, haben polnische Wissenschaftler seit dem Ende des Kommunismus die sowjetische Okkupation verstärkt untersucht. Der Sammelband vereint Beiträge führender Historiker aus Deutschland und Polen, die ihre Ergebnisse 2009 auf einer gemeinsamen Konferenz des Deutschen Historischen Instituts Warschau und des Danziger Museums des Zweiten Weltkriegs präsentierten. Das Buch bietet drei Perspektiven, die einen neuen Zugang zum Geschehen des Zweiten Weltkriegs in Polen eröffnen: Alltagsgeschichte, Gewaltgeschichte und den Vergleich zwischen Sowjetunion und Drittem Reich. Diese unterschiedlichen Blickwinkel und methodischen Impulse sollen das Verständnis der Zeit zwischen 1939 und 1945 vertiefen.
The Waffen-SS
- 400 Seiten
- 14 Lesestunden
This is the first systematic pan-European study of the hundreds of thousands of non-Germans who fought - either voluntarily or under different kinds of pressures - for the Waffen-SS (or auxiliary police formations operating in the occupied East). Building on the findings of regional studies by other scholars - many of them included in this volume - The Waffen-SS aims to arrive at a fuller picture of those non-German citizens (from Eastern as well as Western Europe) who served under the SS flag. Where did the non-Germans in the SS come from (socially, geographically, and culturally)? What motivated them? What do we know about the practicalities of international collaboration in war and genocide, in terms of everyday life, language, and ideological training? Did a common transnational identity emerge as a result of shared ideological convictions or experiences of extreme violence? In order to address these questions (and others), The Waffen-SS adopts an approach that does justice to the complexity of the subject, adding a more nuanced, empirically sound understanding of collaboration in Europe during World War II, while also seeking to push the methodological boundaries of the historiographical genre of perpetrator studies by adopting a transnational approach.
Civil War in Central Europe argues that Polish independence after the First World War was forged in the fires of the post-war conflicts which should be collectively referred to as the Central European Civil War (1918-1921). The ensuing violence forced those living in European border regions to decide on their national identity - German or Polish.
Legacies of violence
- 334 Seiten
- 12 Lesestunden
The First World War, which ignited in the Balkans, was intensely fought on the Eastern Front for nearly a decade, leading to significant transformations in the political and social fabric of Europe. Recent historical research has begun to focus on the Eastern front's specific aspects, including mass deportations, ethnic cleansing, and the escalation of military and revolutionary violence. This volume examines the ‘Long First World War’ (1912–1923) within the broader context of the century from the mid-19th to mid-20th century, delving into the legacies of violence that emerged during this tumultuous period. The content includes discussions on the political strains of war in Eastern Europe, the identity conflicts in East Central and Southeastern Europe before the war, and the roles of various leaders in shaping the aftermath. It addresses the norms of occupation, the exploitation of occupied territories, and the fantasies surrounding forced population transfers. The radicalization section explores the intersection of physical anthropology with state agendas, anti-Jewish violence foreshadowing the Holocaust, and counter-revolutionary violence in defeated states. The aftermath section highlights the complexities of war experiences in Poland, the pre-negotiated violence of ethnic cleansing, and the enduring impacts of revolution in the Soviet Union. A commentary provides a comparative perspective on the legacies of violence in