Die Geschichte der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde in Duderstadt ist ein Beispiel für das Leben einer jüdischen Minderheit in kleinstädtischem Milieu während des 19. und 20. Jahrhunderts. Vor 200 Jahren, im Herbst 1812, zogen fünf jüdische Familien nach Duderstadt und gründeten hier eine jüdische Gemeinde. Sie wurden als Fremde wahrgenommen, erschienen höchst unwillkommen, mussten aber auf Grund der liberalen Gesetze des Königreichs Westfalen geduldet werden. Von Trödlern und Lotterie-Einnehmern stiegen die jüdischen Einwohner der Stadt in einer Jahrzehnte währenden Emanzipation zu bürgerlichen Kaufleuten und Bankiers auf. Sie gründeten als weiterhin kleine religiöse Minderheit in einem christlichen Milieu selbstbewusst eine jüdische Elemantarschule und bauten eine ansehnliche Synagoge. Im „Dritten Reich“ führten Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung und schließlich die Deportation der letzten jüdischen Einwohner in die Vernichtungslager im Osten zum Untergang der Synagogengemeinde. Dennoch gibt es eine Nachgeschichte: Die Duderstädter Gesellschaft hatte sich nach 1945 in einem schwierigen Prozess auch diesem Teil der städtischen Geschichte zu stellen.
Götz Hütt Bücher



"Jede Minute, die wir noch leben, ist von Nutzen"
Lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen Häftlingen des KZ-Außenlagers Duderstadt
Sechs Frauen, Zeitzeuginnen des Holocaust, erzählen in Interviews die Geschichten ihres Lebens. So unterschiedlich das Schicksal der inzwischen mehr als Achtzigjährigen war, dreierlei verbindet sie: ihre Herkunft aus ungarisch-jüdischen Familien, ihr Weg 1944/45 durch mehrere deutsche Konzentrationslager - Auschwitz, Bergen-Belsen, das Außenlager Duderstadt des KZ Buchenwald und, mit einer Ausnahme, Theresienstadt - sowie das nachfolgende Leben mit der Erinnerung daran. Dennoch ergibt sich daraus nicht die mehrfache Wiederholung ein und desselben. Das ist bedingt durch die unterschiedlichen Einstellungen und Lebenshaltungen der Erzählerinnen, aber auch dadurch, dass sie in denselben KZ-Lagern neben Gleichem ebenso Unterschiedliches erlebten. Somit fügen sich im Hinblick auf diese Gemeinsamkeiten sechs Variationen eines Themas zu einem facettenreichen, dichten Gesamtbild. Den Lebenserinnerungen von Marta Schweitzer sind als literarisches Dokument Aufzeichnungen der damals Siebzehnjährigen im April 1945 über den letzten Abschnitt ihrer Gefangenschaft beigefügt.
Das Außenkommando des KZ Buchenwald in Duderstadt
- 132 Seiten
- 5 Lesestunden
Auschwitz, Bergen-Belsen, Duderstadt, Theresienstadt - das waren im letzten Jahr des 2. Weltkrieges nacheinander die gemeinsamen Aufenthaltsorte von 750 jüdischen Frauen aus Ungarn. 1944 nach Auschwitz deportiert, bei Selektionen dort als Arbeitskräfte selektiert, über Bergen-Belsen nach Duderstadt transportiert, mussten sie von November 1944 bis April 1945 in der Munitionsfabrik Polte Sklavenarbeit leisten, in einem Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald. Im April 1945 wurden sie in dreiwöchiger Fahrt nach Theresienstadt evakuiert, wo sowjetische Soldaten sie befreiten. Das Buch schildert das Schicksal dieser Frauen. Es stellt das KZ-Außenkommando unmittelbar vor den Toren der mitteldeutschen Kleinstadt Duderstadt dar. Und es thematisiert, wie dieses kleine KZ nach 1945 für Jahrzehnte vergessen wurde und welche Widerstände es gegen das Erinnern gab.