In der Reihe C. H. Beck Wissen erscheinen kurze Einführungen in die Disziplinen der Philosophie. Die Bände sind knapp und konzise für ein allgemeines Lesepublikum geschrieben. Neben einer Einführung in die Geschichte der jeweiligen philosophischen Disziplin liegt der Schwerpunkt der Bände auf der systematischen Entfaltung des Themas und dessen Relevanz für die Philosophie der Gegenwart.
Lassen sich Lebensformen kritisieren? Lässt sich über Lebensformen sagen, sie seien gut, geglückt oder gar rational? Die politische Ordnung des liberalen Rechtsstaats versteht sich als Versuch, das gesellschaftliche Zusammenleben auf eine Weise zu gestalten, die sich zu den unterschiedlichen Lebensformen neutral bzw. »ethisch enthaltsam« verhält. Dadurch werden Fragen nach der Art und Weise, in der wir individuell oder kollektiv unser Leben führen, in den Bereich nicht weiter hinterfragbarer Präferenzen oder als unhintergehbar gedachter Identitätsfragen ausgelagert. Wie über Geschmack lässt sich über Lebensformen dann nicht mehr streiten. Rahel Jaeggi hingegen behauptet: Über Lebensformen lässt sich mit Gründen streiten. Lebensformen sind als Ensembles sozialer Praktiken auf die Lösung von Problemen gerichtet. Sie finden ihren Maßstab »in der Sache« des Problems.
Was ist und wozu betreiben wir Kritik? Die Frage nach den Bedingungen und der Möglichkeit von Kritik stellt sich immer dort, wo Gegebenheiten analysiert und beurteilt werden, seien es gesellschaftliche Verhältnisse und Institutionen, Selbstverhältnisse oder Objekte der Kunst. So ist Kritik konstitutiver Bestandteil menschlicher Praxis: Handeln beruht auf normativen Unterscheidungen und damit auf der Möglichkeit von Kritik. Wie aber ist das kritische Unternehmen beschaffen? Wie stellt sich in den unterschiedlichen Praktiken der Kritik das Verhältnis von Analyse und Bewertung dar, und wie sind die Maßstäbe auszuweisen, die es dem Kritiker erlauben, eine gegebene Situation als falsch, schlecht, unangemessen oder defizitär zu bezeichnen? Aus unterschiedlichen Perspektiven geben die Beiträge dieses Bandes Antworten auf diese Fragen.
Entfremdung bedeutet Indifferenz und Entzweiung, Machtlosigkeit und Beziehungslosigkeit sich selbst und einer als gleichgültig und fremd erfahrenen Welt gegenüber. Eine entfremdete Welt präsentiert sich dem Individuum als eine Welt, in der es nicht »zu Hause« ist. Das entfremdete Subjekt wird sich selbst zum Fremden, es erfährt sich als passives Objekt, das ihm unbekannten Mächten ausgeliefert ist. Rahel Jaeggi eignet sich diesen Schlüsselbegriff der Kritischen Theorie auf eine Weise neu an, die ohne problematische Annahmen über das Wesen des Menschen auskommt. Entfremdung ist ihr zufolge eine »Beziehung der Beziehungslosigkeit«, deren Defizite sich beschreiben und kritisieren lassen. Ein Klassiker der neueren Sozialphilosophie, der nun, versehen mit einem neuen Nachwort, erstmals als Taschenbuch erscheint.
Das Werk untersucht die Relevanz der Ideen von acht bedeutenden Geistes- und Gesellschaftswissenschaftlern des 19. und 20. Jahrhunderts für heutige soziale Fragen. Im Rahmen der Vortragsreihe „InstitutsMontage“ wurden Werke von Autoren wie Marx und Freud neu interpretiert und vernachlässigte Denkansätze hervorgehoben.
In diesem inspirierenden Essay wird die Idee untersucht, dass Menschen ihre eigenen Lebensformen schaffen, die wiederum neue Probleme hervorrufen. Diese "Probleme zweiter Ordnung" können nicht einfach wiederbelebt werden, wenn sie scheitern. Eine Gruppe internationaler Philosophen antwortet kritisch auf diese Thesen.
Rahel Jaeggi will Hannah Arendts Gesellschaftskritik für eine sozialphilosophische Analyse der Pathologien des Sozialen fruchtbar machen. Das ist nur möglich, wenn erstere vor den kritischen Maßstab ihres Politikbegriffs gehalten wird. Und das wiederum erfordert, sich die spezifische Mischung zu vergegenwärtigen, die eine von Aristoteles kommende Orientierung an einer gemeinsamen Praxis der Selbstregierung freier Bürger und das von der Philosophie Heideggers inspirierte Ideal der 'Authentizität' in Arendts Denken eingegangen sind.
»Mit diesem komplexen und zugleich wunderbar lesbaren Buch adressiert Rahel Jaeggi die Fortschrittsmüdigkeit unserer Zeit.« Frankfurter Rundschau Die Abschaffung der Sklaverei, die Einführung sozialer Sicherungssysteme, die Sanktionierung von Vergewaltigung in der Ehe gelten gemeinhin als gesellschaftlicher Fortschritt – als ein Wandel zum Besseren. Dennoch hat die Idee einer generellen Fortschrittsbewegung ihren alten Glanz verloren, ja, sie ruft sogar Skepsis hervor. In aller Munde ist hingegen die Diagnose der Regression. Sie wird diversen Zeiterscheinungen gestellt, vom rechtsautoritären Populismus bis zur Demokratiemüdigkeit. Rahel Jaeggi verteidigt in ihrem Buch das Begriffspaar Fortschritt und Regression als unverzichtbares sozialphilosophisches Werkzeug für die Kritik unserer Zeit. Als fortschrittlich oder regressiv versteht sie nicht nur das Resultat, sondern vor allem die Gestalt gesellschaftlicher Transformationen selbst. Indem sie nach den Erfahrungsblockaden fragt, die regressiven Tendenzen Vorschub leisten, entwickelt sie einen Begriff des Fortschritts, der eurozentrische Verzerrungen ebenso vermeidet wie die Vorstellung einer zwangsläufigen Entwicklungstendenz. Fortschritt, so zeigt sie, ist nicht der Vorlauf zu einem bereits bekannten Ziel, sondern der nie abgeschlossene Prozess der Emanzipation.
Indem die kapitalistische Produktionsweise in den letzten Jahren ihre Selbstverständlichkeit eingebüßt hat, sind auch der rein individualistische Freiheitsbegriff und mit ihm das gesamte normative Gerüst des Liberalismus in die Krise geraten. Die Gesellschaftskritik von Karl Marx stellt nach wie vor attraktive Alternativen bereit. Die Beiträge dieses Bandes erörtern systematisch Aktualität, Relevanz und Grenzen der Marx’schen Philosophie. Sie untersuchen Marx’ Bedeutung für den philosophischen Zusammenhang von Freiheit und Gemeinschaft und diskutieren politische Konsequenzen hinsichtlich der rechtlichen, ideologischen und ökonomischen Analyse und Kritik der Gegenwart.
The Hegelian-Marxist idea of alienation fell out of favor during the post-metaphysical rejection of humanism and essentialist views of human nature. In this book Jaeggi draws on phenomenological analyses grounded in modern conceptions of agency, along with recent work in the analytical tradition, to reconceive of alienation as the absence of a meaningful relationship to oneself and others, which manifests itself in feelings of helplessness and the despondent acceptance of ossified social roles and expectations. A revived approach to alienation helps critical social theory engage with phenomena, such as meaninglessness, isolation, and indifference, which have broad implications for issues of justice. By severing alienationÕs link to a problematic conception of human essence while retaining its social-philosophical content, Jaeggi provides resources for a renewed critique of social pathologies, a much-neglected concern in contemporary liberal political philosophy. Her work revisits the arguments of Rousseau, Hegel, Kierkegaard, and Heidegger, placing them in dialogue with Thomas Nagel, Bernard Williams, and Charles Taylor.