Die Beiträge dieses Sammelbandes behandeln ausgewählte Facetten der gemeinsamen Geschichte Deutschlands und Koreas in Geschichte und Politik, Lebensumständen und Migration sowie Kultur und Lebenswelten. Beide Länder verstehen sich jeweils als das Herzstück Europas und Ostasiens und feierten im Jahre 2013 das 130. Jubiläum ihrer diplomatischen Beziehungen seit dem ersten offiziellen Vertrag vom 26. November 1883. Trotz ihrer geographischen Lage, geschichtlichen Entwicklung und weltpolitischen Bedingungen, gerade in jüngster Zeit, haben Deutschland und Korea bis heute ihre teils recht engen, teils aber auch etwas lockeren Beziehungen aufrechterhalten.
Eun Jeung Lee Bücher






Der Titel dieser Arbeit mag konventionell erscheinen, doch der Inhalt ist brisant. Im Fokus steht die Anwendbarkeit der normativen Prämissen und Erkenntnisse der Staats- und Demokratietheorie Hermann Hellers auf Südkorea. Seit der Industrialisierung ist der ökonomische Modernisierungsprozess von erheblichen sozialen Disparitäten begleitet, die oft in politischen Krisen mündeten. Diese Herausforderungen haben nicht nur in westlichen Ländern, sondern auch in der Dritten Welt den Demokratisierungsprozess stark belastet und teilweise zu Rückschritten in diktatorische Regime geführt. Südkorea ist dabei keine Ausnahme. Historische Erfahrungen zeigen, dass solche Probleme nicht durch eine „autoritär-repressive“ Politik gelöst werden können, sondern durch eine konsequente wirtschaftliche und soziale Demokratisierung. Hermann Heller zählt zu den sozialphilosophischen Denkern der Weimarer Republik, die sich diesen Krisen stellten und nach Alternativen in Form eines demokratischen und sozialen Rechtsstaates suchten. Die Autorin erläutert und kommentiert Hellers zu Unrecht in Vergessenheit geratene Theorie, die in ihrer Bedeutung Carl Schmitts Ansatz nicht nachsteht, und untersucht, wie Hellers Konzept des „Sozialen Rechtsstaates“ für die Entwicklung zeitgenössischer, nicht-westlicher Gesellschaften wie Südkorea fruchtbar gemacht werden könnte.
Sŏwŏn - konfuzianische Privatakademien in Korea
Wissensinstitutionen der Vormoderne
Sŏwŏn waren konfuzianische Privatakademien, die sich seit Mitte des 16. Jahrhunderts in Korea rasch verbreiteten. Sie waren Orte der Generierung, Weitergabe und Stabilisierung verschiedener Formen von Wissen, aber auch Institutionen mit eigenständigen Ordnungen, die ihr eigenes Funktionieren wie auch ihr Verständnis und ihren Umgang mit Wissen regulierten. Die Autorin analysiert, wie und in welcher Form das neokonfuzianische Wissen in den Sŏwŏn institutionalisiert und wie dieses institutionalisierte Wissen in der Praxis gehandhabt wurde. Sie untersucht sowohl die Akteure und Prozesse der Institutionalisierung als auch die Formen des Wissenstransfers innerhalb, zwischen und jenseits dieser konfuzianischen Privatakademien.
Ostasien denken
Diskurse zur Selbstwahrnehmung Ostasiens in Korea, Japan und China
- 207 Seiten
- 8 Lesestunden
Yun Ch’i-ho (1865–1945) war einer der ersten koreanischen Studenten, die in Japan und den USA studierten, und hatte eine vielschichtige Karriere als Dolmetscher, Christ, Theologe, Politiker, Minister, Zeitungsherausgeber, Schulgründer, Universitätspräsident, Sozialaktivist und einer der reichsten Koreaner. Die Bewertungen seiner Person sind ambivalent: Er wird als „moderner Intellektueller“, „patriotischer Reformer“ und „Führer der Volksbewegung für Bürgerrechte“ angesehen, während andere ihn als „größten Verräter der Nation“ betrachten, da er mit der japanischen Kolonialmacht kollaborierte. Das Buch gliedert sich in vier Teile. Der erste Teil thematisiert den Wert von Yun Ch’i-hos Tagebuch, das den Hauptgegenstand dieser Untersuchung darstellt, und erörtert die historiographische Bedeutung von Tagebüchern sowie den Stand der bisherigen Forschung zu ihm. Der zweite Teil beleuchtet sein Leben und die Herausforderungen, als Intellektueller in der Gesellschaft von Choson und der Kolonialzeit zu leben. Im dritten Teil wird untersucht, welche Fragen den Intellektuellen Yun Ch’i-ho während der Transformationszeit beschäftigten, als er erstmals mit den Errungenschaften der europäischen Zivilisation in Kontakt kam.
Staatsverständnis in Ostasien
- 256 Seiten
- 9 Lesestunden
Die militärische, politische und ökonomische Auseinandersetzung mit westlichen Nationalstaaten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts führte in Ostasien zu einer umfassenden Neuorientierung des politischen Denkens, die bis in die Gegenwart nachwirkt. In Japan, China und Korea rückte die Beschäftigung mit modernen Konzepten von Staatlichkeit in den Vordergrund. Die kontroversen Diskussionen über westliche Konzepte von National- und Verfassungsstaaten gingen mit einer intensiven Rezeption des politischen Denkens aus Europa und Amerika einher, blieben jedoch eng mit eigenen politischen Traditionen verbunden. Die in diesem Band versammelten Beiträge untersuchen die weitreichenden philosophischen und ideenpolitischen Vermittlungsprozesse sowie deren historische Kontexte vom 19. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Analysen liefern eine wesentliche Grundlage für das Verständnis des Staatsdenkens in Japan, China und Korea im 20. Jahrhundert und darüber hinaus. Alle Beiträge basieren auf fundierter Kenntnis des japanischen, chinesischen und koreanischen politischen Denkens und behandeln in komparativer Ausrichtung politikwissenschaftliche, ideengeschichtliche und politisch-philosophische Fragestellungen. Herausgeber sind Eun-Jeung Lee und Thomas Fröhlich.
