Es gibt nicht viele Städte im deutschsprachigen Raum, die mit einem ähnlich bedeutenden Schatz an öffentlich zugänglichen Skulpturen aufwarten können wie Dresden. Damit sind allerdings gar nicht nur jene klassischen Sehenswürdigkeiten gemeint, die von Besucherinnen und Besuchern der alten Stadt in Augenschein genommen werden, sondern die meist wohlbehütet von Friedhofsmauern einem ganz bestimmten Zweck dienten: dem Schmuck von Gräbern und dem Gedächtnis der Toten.
Andreas Dehmer Bücher






Oskar Zwintscher (1870?1916), zu Lebzeiten ein viel diskutierter Künstler zwischen Jugendstil und Symbolismus, muss heute deutschlandweit wieder als eine 'Entdeckung' gelten. Im Zuge eines interdisziplinären Forschungsprojekts im Dresdner Albertinum wird diesem Desiderat umfassend Rechnung getragen. Das Museum besitzt einen der größten Bestände an Gemälden Zwintschers. Umfangreiche maltechnische Analysen ermöglichen ein differenziertes Bild vom Entstehen der Werke. Die Vollendung ihrer Komposition wurde häufig durch überraschend experimentelle Veränderungen während des Malens erreicht. Bemerkenswerte Funde bislang unbekannter Text- und Bilddokumente unterstützen die Neubewertung des Œuvres in zeit- und kunsthistorischen Kontexten. Das Buch bietet essenzielle Beiträge zur Biografie und zu Bildfindungen eines der spannendsten Künstler des Fin de Siècle
Mit ungewöhnlichen Bildern und dem ?märchendunklen, morbiden Glanz seiner metallisch-kühlen Farbenspiele über einer Form von letzter zeichnerischer Exaktheit± (Egbert Delpy) erreichte Oskar Zwintscher (1870?1916) zu Lebzeiten große Anerkennung, aber auch heftige Ablehnung. Kaum ein anderer bedeutender deutscher Künstler aus der Zeit um 1900 harrte länger einer grundlegenden Revision. Ihn seiner eigentlichen Bedeutung gemäß in der Kunstgeschichte neu zu verorten ? zwischen Jugendstil und Symbolismus, zwischen Tradition und Modernität ? ist ein Kernanliegen dieses Katalogs.0Anlässlich der multiperspektivisch angelegten Sonderausstellung schreiben nun über 30 ausgewiesene Experten zu Bildfindungen und Malprozessen, den Kontexten und der Konstruktion eines der außergewöhnlichsten Künstler des Fin de Siècle. Ausstellung und Katalog zeigen Oskar Zwintscher, der vor allem in Leipzig, Dresden, Meißen, München, Wien und Worpswede wirkte, auf Augenhöhe mit anderen großen Malern um 1900 wie Arnold Böcklin, Max Klinger, Ferdinand Hodler, Franz von Stuck und Gustav Klimt.0Anhand verschiedener Medien wie Malerei, Skulptur, Zeichnung und Fotografie, zu einem großen Teil aus den Beständen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, werden zudem Haupt-, Neben- und Kreuzwege der Kunst an der aufregenden Epochenschwelle zum 20. Jahrhundert eindrucksvoll erfahrbar.00Exhibition: Albertinum, Dresden, Germany (14.05.2022 - 15.01.2023)
Die Gattung der bemalten Prozessionsbanner ist bislang noch in keiner Disziplin angemessen gewürdigt worden. Der Autor erforscht erstmals systematisch die von religiösen Laienbruderschaften mobil eingesetzten Stoffgemälde, die im Italienischen als 'Gonfaloni' bezeichnet werden. Topographische Schwerpunkte der Arbeit sind Ober- und Mittelitalien, chronologisch setzt sie mit dem ersten belegbaren Auftreten solcher Fahnenbilder im 13. Jahrhundert ein. Der angeschlossene Katalog erhaltener Bruderschaftsbanner reflektiert somit die gesamte ober- und mittelitalienische Produktion von ihren Anfängen im späten Mittelalter bis zum Ausklang der Renaissance. Einer genaueren Betrachtung des Bruderschaftswesens zu Beginn der Untersuchung folgt die weit ausgreifende Skizzierung der historischen Entwicklungslinien figürlich bemalter Banner in Italien. Eine ausführliche Thematisierung der Bildinhalte, eingehende Analysen erhaltener Quellen, die Berücksichtigung maltechnischer Aspekte sowie sozialgeschichtliche Überlegungen vervollständigen dieses Standardwerk zu einer Gattung, deren Bedeutung für die italienische Kunst, insbesondere für die frühe Leinwandmalerei, nicht überschätzt werden kann.
Die Kostbarkeiten der Rustkammer, des Kunstgewerbemuseums, der Gemaldegalerie Alte Meister und der Porzellansammlung machen im Zusammenwirken mit den wiedererstandenen Prunkraumen und ihren originalen Ausstattungen und Mobeln aus dem heutigen Dresdener Residenzschloss einen Ort, der wie seit 1719 mit den prunkvollsten Konigsschlossern Europas konkurrieren kann.
Das Sammeln von Münzen ist privat als Hobby weit verbreitet, wird aber auch institutionell aus wissenschaftlichem Interesse betrieben. In dieser Ausgabe der 'Dresdener Kunstblätter' steht das Museum im Mittelpunkt, in dem diese Wissenschaft gepflegt wird. Anlass ist die Sonderausstellung 'Fünf Jahrhunderte Münzkabinett Dresden', die einen museumsgeschichtlichen Rückblick auf eine der ältesten und bedeutendsten Sammlungen ihrer Art in Deutschland bietet. 0Der Dresdener Bestand umfasst beinahe 300.000 Objekte: Münzen aller Länder seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, historische und moderne Medaillen, Orden und Abzeichen, Banknoten und historische Wertpapiere, Münz- und Medaillenstempel, Petschafte, Modelle, prämonetäre Zahlungsmittel sowie Münztechnik. Hinter diesen verbergen sich spannende Geschichten, von denen einige in den Beiträgen dieses Heftes erhellt werden
Die neue Dauerausstellung 'Weltsicht und Wissen um 1600' im Georgenbau des Dresdener Residenzschlosses veranschaulicht die Vielfalt des Phanomens 'Kunstkammer' anhand von Kunstwerken und Sammlungsobjekten aus dem Besitz der sachsischen Kurfursten. Sieben Raume sind einzelnen Themen gewidmet, welche die Sammellust eines Furstenhauses der Spatrenaissance illustrieren. Dieses Themenheft prasentiert stellvertretend fur jeden Raum ein spezifisches Kunstwerk oder eine Werkgruppe und soll damit die Neugier auf jene faszinierende Welt des Sammelns im 16. und 17. Jahrhundert wecken.
Die 'Dresdener Kunstblatter' bieten ihren Lesern seit uber funfzig Jahren kompakte, kurzweilige und fundierte Texte quer durch die mannigfaltigen Sammlungs- und Wirkungsbereiche der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, nehmen sie mit auf Forschungs- und Entdeckungsreisen. Ebenso lebendig und lesefreundlich wie wissenschaftlich qualifiziert geschrieben, fuhren die Beitrage zu einem jeweils neuen Thema das breite Spektrum der Museen vor Augen, in Forschung, Restaurierung und Ausstellungen. Seit 2013 erscheint die Zeitschrift in neuer, frischer und grosszugiger Gestaltung - viermal im Jahr, viermal mit spannenden Themen - aktuelle Einblicke inklusive. Das Sonderheft 2/2015 uber 'Schatzkunst' ist Dirk Syndram, dem Direktor des Grunen Gewolbes und der Rustkammer, zu seinem 60. Geburtstag gewidmet. Diesen Begriff in den vergangenen 20 Jahren fest in der Kunst- und Kulturgeschichte verankert zu haben, ist vor allem sein Verdienst. Das ist kein Zufall. In kaum einem anderen europaischen Museum sind bedeutende Werke der Schatzkunst so zahlreich und in hochster Qualitat versammelt wie im Grunen Gewolbe zu Dresden.