Unzustellbar – gemeint sind unerhörte Botschaften, die nie ihren Adressaten erreicht haben und doch darauf warten, irgendwann einmal erhört, angenommen und in einem konstruktiven Prozess verwandelt zu werden. Der Psychoanalyse geht es genau in diesem Sinne um das, was nicht ankommt, kaum oder gar nicht sagbar, gar unsäglich ist, durchfällt und nicht repräsentiert werden kann. Unzustellbarkeit prägt nicht nur die klinische Situation der Psychoanalyse, sondern liegt auch ihren zentralen Theorien zugrunde. Ausgehend von diesem Gedanken untersucht der Autor im Spannungsfeld von Philosophie, Kulturwissenschaft und Psychoanalyse Konzepte des Unbewussten, des (Todes-)Triebes und kulturelle Tradierungsprozesse.
Wolfgang Hegener Bücher






Der Antisemitismus hat besonders unter dem Vorzeichen des islamistischen Fundamentalismus eine neue Aktualität erhalten – es wird gar von einem 'Neuen Antisemitismus' gesprochen. Zugleich aber sind die antisemitischen Muster sehr alt, sie haben eine lange Geschichte und bilden die wohl älteste Kulturpathologie überhaupt. Spätestens seit den 30er Jahren haben auch psychoanalytische Autoren sich intensiv mit dem Antisemitismus in dem Spannungsfeld von (Religions-)Geschichte und aktueller (Massen-)Bewegung auseinander gesetzt. Die hier versammelten Beiträge von Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen setzen an dieser Tradition an und behandeln die Hintergründe des grassierenden Antisemitismus. Sie untersuchen aber auch das Verhältnis von Judentum und Psychoanalyse und stellen die kontrovers diskutierte Frage, ob die Psychoanalyse eine Form säkularisierten Judentums sei oder schlicht eine a-religiöse Form der Aufklärung.
Die Studienarbeit analysiert die beiden Fassungen des Vaterunsers im Neuen Testament und bietet sowohl eine synchrone als auch diachrone Betrachtung der Texte. Sie untersucht die historischen und theologischen Kontexte dieser zentralen christlichen Gebetsform und beleuchtet deren jüdische Wurzeln. Darüber hinaus wird das Vaterunser als monotheistisch neutrales und anschlussfähiges Gebet reflektiert, was seine Bedeutung innerhalb des Christentums unterstreicht.
Monotheismus der Treue. Eine Exegese von Exodus 3,1-15
Mose und der Brennende Dornbusch
Die Arbeit bietet eine umfassende Analyse der Erzählung von Mose und dem brennenden Dornbusch aus dem Alten Testament. Verschiedene exegetische Methoden werden angewendet, darunter Übersetzungsvergleiche, Gattungskritik und Motiv- sowie Traditionskritik. Zudem wird die Auslegungsgeschichte und die hermeneutische Betrachtung der Passage beleuchtet, um deren theologischen Gehalt zu erfassen. Die detaillierte Untersuchung trägt zu einem tieferen Verständnis der biblischen Erzählung und ihrer Bedeutung in der theologischen Diskussion bei.
Schuld-Abwehr
Psychoanalytische und kulturwissenschaftliche Studien zum Antisemitismus
Wolfgang Hegener vermittelt einen umfassenden Einblick in das psychoanalytische Verständnis der vier Grundformen des abendländischen Antisemitismus: den christlichen Antijudaismus, den rassistischen, den sekundären sowie den islamistischen Antisemitismus. Es wird gezeigt, dass weder die vorchristliche Antike noch nicht-christliche Religionen wie der klassische Islam einen strikten Antisemitismus kannten. Er entstand in der Tradition des Christentums, sein zentrales Motiv liegt in der aggressiven und projektiven Schuldabwehr, seine Urszene in der Behauptung, »die Juden« seien Gottesmörder. Der Autor stellt dar, dass dieser Schuldvorwurf zwar historisch variiert wird, aber in seiner Grundstruktur erhalten bleibt. Des Weiteren untersucht er kritisch die Frage, ob nationalsozialistische Täter tatsächlich »ganz normale Männer« ohne jedes antisemitische Motiv waren. Er widmet sich außerdem der Entwicklung der psychoanalytischen Theoriebildung über den Antisemitismus in Westdeutschland anhand einer Analyse des Klassikers der Vergangenheitsbewältigung Die Unfähigkeit zu trauern von Margarete und Alexander Mitscherlich.
Heilige Texte
Psychoanalyse und talmudisches Judentum
Ausgehend von der Traumdeutung und der Anmerkung Freuds, er behandle den Traum »wie einen heiligen Text«, skizziert Wolfgang Hegener in der vorliegenden Studie systematisch den Einfluss der Kultur und Tradition des rabbinisch-talmudischen Judentums auf Freuds Werk. Hegener stellt damit insbesondere heraus, welche grundlegende Bedeutung diesem vergessenen Erbe für die Methode des psychoanalytischen Verstehens zukommt. Damit liefert Hegener eine neue Interpretation des Verhältnisses von Judentum und Psychoanalyse und grenzt sich von Positionen ab, die Freud in der Tradition des aufgeklärten und des Reformjudentums sehen. Die Zugangsweise des Autors eröffnet dabei ganz neue Einsichten in Freuds Verständnis von Religion und Religionsgeschichte, etwa im Hinblick auf die eminente Bedeutung der Schuld, die dieser für das »wichtigste Problem der Kulturentwicklung« hielt.