Republik der Angst
Eine andere Geschichte der Bundesrepublik
Die Bundesrepublik wird als Geschichte kollektiver Ängste dargestellt. In der unmittelbaren Nachkriegszeit herrschte Furcht vor Vergeltung, gefolgt von Ängsten vor Atomkrieg und kommunistischer Infiltration in den fünfziger Jahren. Später kamen Sorgen über Arbeitslosigkeit durch Automatisierung und autoritäre politische Tendenzen hinzu, bis hin zu den apokalyptischen Ängsten der achtziger Jahre. Diese Ängste prägten die politischen Debatten und die deutsche Politik, insbesondere die Angst vor der vermeintlichen Allgegenwart des Faschismus. Biess bewertet nicht die Berechtigung dieser Ängste, sondern beschreibt ihre prägende Rolle in der Entwicklung des Landes. Er argumentiert, dass die Erfahrungen von Krieg und Gewalt die Demokratisierung und Liberalisierung der Bundesrepublik begleiteten; die Angst stellte die soziale und politische Ordnung in Frage und stabilisierte sie gleichzeitig. Der Autor untersucht auch die Auswirkungen dieser Angstgeschichte auf die politische Kultur der Berliner Republik. Sind die gegenwärtigen Ängste vor Krieg, Einwanderung und Terrorismus spezifisch deutsch, oder spiegeln sie allgemeinere transnationale Befürchtungen wider? Biess geht der Frage nach, ob die Geschichte der „deutschen Angst“ heute an ihr Ende gelangt ist.