Die Träume eines Jahres. Die Idee war, sie konsequent jeden Morgen oder noch in der jeweiligen Nacht aufzuschreiben. Einfach um zu schauen, was sich da abspielt, daraus ergibt, als Text. Letztlich, auch wenn Ausgedachtes nicht gilt, ist die Authentizität des Notierten nicht wichtig. Nur, was man als Fleisch hinknetet an diese Skelette, zählt – und, wie man das tut. Wie das mit der Zeit, der Gegenwart korrespondiert, diese in die Formung mit eingeht, lesbar wird, sichtbar wird. In diesem Tagebuch. Familienalbum. Selbstporträt.
Dominik Sittig Bücher





„Die entscheidende und grundsätzliche Frage in der Kunst ist: Was ist dein Einsatz? Und das verstehe ich absolut persönlich: In welchem Punkt machst du dich angreifbar, verletzbar? Worin ist das, was du tust, nicht mehr objektiv zu rechtfertigen? Wo lässt sich nicht mehr von so etwas wie Experiment oder Versuchsanordnung sprechen? Wo bist du ohne Deckung, blank?“ 5 EKTO-MANIFESTO stellt die Frage nach dem Warum: Warum macht man die Kunst, die man macht, und warum sieht sie so aus, wie sie aussieht? Und wie steht es um das Verhältnis letztlich zwischen der jeweils resultierenden Form und dem ihr zugehörigen Ausdruckswillen? Gibt es den überhaupt? Darf es so etwas geben wie: Ausdrucksmutwilligkeit? Und ist sie verantwortlich? Weiß die Form um den Schwanz? Und um die Schrauben des Kelches?
„Das sind die Familien, die Bilder, haargenau, die Familien & das FAMILIÄRE. Das Familiäre aber wie das Vergangene ist. Das Familiäre das Vergangene IST. Und wie das Vergangene das Familiäre, Vertraute – das Vertrauteste fern einem, dass man nie hinlangt.“Die Gesänge des Gedärms sind das mutwillige Unterfangen einer Kritik. Was bitte? Kritik? Ganz richtig, ein Ein-Stimmen-Chor, der sich aggressiv in die Zeit singen will, aus einem Jahrzehnt heraus und in dieses auch retrograd wieder hinein, in dieses Jahrzehnt, das sich selbst nur in der Maske seines geschmäcklerischen Eklektizismus gefiel, in diese Spanne also der vergangenen zehn Jahre, die man gemeinhin, abfällig und dunkel, nur DIE NULLER nennt. Von was bitte schön sprichst du? Sprichst du von uns? Die Gesänge sprechen nicht, sie singen, und sie singen von der Allmacht des Anachronismus, seiner Vergangenheit, seiner Gegenwart, seiner Kunst. Und sie künden von Form und vom Glauben (immer noch) und von einer sentimentalischen KRANKHEIT, die da heißt: NOSTALGIE – – „Da hineingeboren, sind sie dankbar und genüsslich auf ewig DIE RETORTEN-KINDER DER KUNST.“ Die Gesänge des Gedärms. Moral & Malerei, das sind vier Vorträge, fixiert in der Schrift, aus den Jahren 2008 bis 2011.
Diese Publikation erscheint anläßlich der Ausstellung Dominik Sittig: Dekade & Dekor, Galerie Christian Nagel, Köln, 27.02. - 14. 04. 2010. Dekade & Dekor erscheint als Publikation im Rahmen der gleichnamigen Einzelausstellung von Dominik Sittig in der Galerie Christian Nagel Köln. Weniger Begleitkatalog als vielmehr eigenständiges Element, forciert Dekade & Dekor in Layout und Reproduktion, die an Kunstpublikationen der 1960er Jahre angelehnt sind, „das Moment des Anachronistischen in Hinblick auf eine allgemein zu diagnostizierende Rückwärtsgewandtheit der Gegenwart der Kunst. Das Buch selbst stellt eine der Möglichkeiten der Reaktion, entsprechend seiner aggressiven Historifizierung: sozusagen die Hysterie der Historizität.“ (Dominik Sittig)