Gratis Versand in ganz Österreich
Bookbot

Gerhard Oberlin

    4. Dezember 1950
    Apokalypse
    Demokratiedämmerung
    Palavergehorsam
    Homo Sapiens -
    Droste verstehen
    Delphi - das Orakel
    • Delphi - das Orakel

      • 284 Seiten
      • 10 Lesestunden

      In den über tausend Jahren seines Bestehens in geschichtlicher Zeit wurde in dem antiken Delphi neu ausgehandelt, was menschlich, was göttlich ist. Die Tempelinschrift 'Erkenne dich selbst!' zentriert das Heiligtum um den Menschen, während Apollons Spruch durch seine Orakelpriesterin, die Pythia, die alten Schicksalsgewalten verdrängt. Der Gott halte es dabei nicht wie ein Bauchredner, beteuert Plutarch, um klarzustellen, dass da nicht die Person in der Maske der Pythia oder gar ein Dämon sprach, sondern der Gott selbst durch sie in der ersten Person Singular. In Delphi wohnten nicht nur die Götter, sondern auch der Mensch. Und der befand sich auf dem Weg zu mehr Bestimmung über sich selbst, ja zur eigenen Existenz, zur Verantwortung für sein Handeln. Das Buch fasst den Stand der Altertumsforschung zusammen und gibt erstmals eine kulturpsychologische Würdigung der Fakten und Fiktionen um das einstige Zentrum der antiken Welt. Dabei wird das weltberühmte Orakel nicht isoliert betrachtet, sondern vielmehr als Teil von 'Delphi als Gesamtkunstwerk' und darüber hinaus als Teil der antiken Welt.

      Delphi - das Orakel
    • Sobald man sie mit ihrem vollen Namen Annette von Droste-Hülshoff nennt, gerät man in Widerspruch zu (frühen) Leseerfahrungen, die sich auf die (Schul-)Lektüre der Judenbuche beziehen. Das dort geschilderte raue Wilderer- und Dorfmilieu, die einfühlsame Psychologie des hochstaplerischen Friedrich Mergel, der das Zeug zum Verbrecher hat, überrascht doch zumindest aus der Feder eines »Freifräuleins«, das im biedermeierlichen Luxus von Burgen, Landhäusern und Schlössern lebte. Kaum naheliegend, dass die Zeitgenossin Heinrich Heines, als unverheiratete Frau, (Ton-)Dichterin und Mäzenatin ohnehin der Schrulligkeit verdächtigt, soziale Schichten jenseits der feudalen Obrigkeit erforschte und menschliche Dramen in der verarmten Landbevölkerung aufspürte. Gesellschaftliche Grenzen waren Sache der »Stockwestfälin« aus dem Münsterland nicht, ebenso wenig wie konfessionelle, landessprachliche oder nationale. Als eine der ersten Frauen erhob sie berufsliterarischen Anspruch, auch wenn die schreibende Männerwelt ihre Arbeiten ignorierte. Mit ihrer Prosa wechselt der literarische Ton zum dokumentarischen Realismus, wie ihn damals nur Büchner, Hebbel oder der gleichaltrige Gotthelf anschlugen. Moderne Töne auch in der Lyrik, wo sie fotografisch »ganz Auge« ist. Stark genug, »unsre blasierte Zeit mit dem Rücken anzusehn«, war sie sich ihres Nachruhms sicher: »Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden.«

      Droste verstehen
    • Homo Sapiens -

      eine aussterbende Art?

      Mit keinem Satz lässt sich Charles Darwin in seinem epochalen Werk Über den Ursprung der Arten (1859) über die Abstammung des Menschen aus. Lediglich zwei Andeutungen legen den Brückenschlag von der Evolution der Tier- und Pflanzenwelt zur Gattung homo nahe. Noch viel weniger kommt er darauf zu sprechen, dass der Mensch mit seiner Ausstattung an Leib, Seele und Geist ein Abzweig der Natur, mindestens aber eine hybride Entwicklung und als solche ein Novum ist. Bei weniger Gefahr religiöses Zartgefühl zu verletzen wäre ihm die innerartliche Gewalt dieser Spezies vielleicht der Erwähnung wert gewesen, verbunden mit dem Hinweis, dass genau dies zu deren Aussterben führen könnte. Ironie des Schicksals war es, dass die »darwinistische« Menschheit weißer Hautfarbe wie zum Beweis des Gegenteils nun die Ausrottung der »Kolonialvölker« betrieb, die vom survival of the fittest noch nichts gehört hatten. Die Zeit war gekommen, dass der Mensch als größter Feind des Menschen in großem Stil an seiner Dezimierung arbeitete. Mit dem Kolonialismus, den Weltkriegen, dem Anthropozän fand homo necans, der »todbringende Mensch« (Walter Burkert) zu seiner evolutionären Bestimmung, gegenwärtig auch indirekt durch Eingriffe in Weltklima, Biosphäre und DNA. Michael Crichton – wir verdanken ihm Jurassic Park – nennt Darwin als Kronzeugen, wenn er das ideengeleitete aggressive Verhalten – »uniquely in the animal kingdom« – für das Aussterben des Menschen verantwortlich macht.

      Homo Sapiens -
    • Palavergehorsam

      Über Meinungsdirigismus und den Verlust der Wirklichkeit

      Zu fragen ist, warum ausgerechnet in Zeiten anschwellender Informationsflüsse die Desinformation immer größeres Ausmaß annimmt; weshalb immer mehr Gebildete immer mehr Unbildung in Sachen Quellenvalidierung und Medienkritik verraten. Wirken die Mittel der Massenkommunikation kontraproduktiv in Sachen Faktencheck und Urteilsbildung? Der Vergleich, der in der Metaphorik des Buchtitels mitschwingt, sieht Gemeinsamkeiten zwischen der Hörigkeit des Verschwörungstheoretikers und dem »Kadavergehorsam« des (soldatischen) Befehlsempfängers, der seine sozialgeschichtlichen Wurzeln in Systemen der Hierarchie hat. Im Blickpunkt steht damit ein Nachfahre jenes autoritären Charakters, den u. a. Erich Fromm ab den 1930er Jahren beschrieb und den der Kulturhistoriker Johan Huizinga für die »Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit« verantwortlich machte, als er 1935 klagte: »Das Ärgste ist die überall wahrnehmbare ›indifférence à la vérité‹, die in der öffentlichen Anpreisung des politischen Betrugs ihren Gipfel erreicht.«

      Palavergehorsam
    • Der Verfasser geht von der Hypothese aus, dass die parlamentarischen Demokratien vor allem des »alten Westens« (Europa und Nordamerika) im Begriff sind, alles zu verlieren, was sie einst aus einer utopischen Idee entstehen ließen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wenn der private Wohlstand als Ziel der Massen erstrebt und erreicht wird, liegt die bürgerliche Teilhabe genau so weit in utopischer Ferne wie die Ideale der Demokratie. Goethes Verse aus dem Faust, die diesem Buch als Motto dienen, sind im Namen eines Bürgertums verfasst, das seinerzeit schon staatstragend bedeutsam war: »Was du ererbt von deinen Vätern hast,/ Erwirb es, um es zu besitzen« – will sagen: Auch der Wohlstand muss durch jedermanns Hände Arbeit von Generation zu Generation neu geschaffen werden. Nur als ›erworbenes‹ Wertziel kann er sich politisch legitimieren. Wie destruktiv dagegen der Wohlstandsprivatismus dem Gemeinwohl in einer freiheitlichen Demokratie entgegensteht, soll dieses Buch analysieren. Sein Fazit wird zeigen, dass Mitbestimmung und Solidarität für die wachsenden Massen unseres Planeten, die nach Wohlstand streben, ein zunehmend fernerer Traum ist, der zum dystopischen Albtraum wird, wenn Ideal und Wirklichkeit sich bekämpfen.

      Demokratiedämmerung
    • Modernität und Bewusstsein

      Die letzten Erzählungen Heinrich von Kleists

      • 358 Seiten
      • 13 Lesestunden

      Bis heute scheiden sich an Kleists Prosa die Geister. Gefragt wird z. B.: Handelt es sich bei den zahlreichen Brüchen und Leerstellen um erzähltechnische Raffinessen, Missgriffe oder übersehene Werkstattrelikte? Welche Rolle spielt der Leser in diesem Spiel, das ohne Irritationen nicht auskommt? Da sich in diesem Werk das ›Normale‹ mit dem ›Aberranten‹, das Konventionelle mit dem Unüblichen, das Realistische mit dem Fantastischen mischt, ist die Forschung mit Fragen der Relation, der Unterscheidung und der Einordnung beschäftigt. Fast immer geht es dabei um Widersprüchliches oder scheinbar Ungereimtes, das als Mittel der Kleist’schen Erzählsprache zu würdigen ist. Diese literaturpsychologische Studie entdeckt in den Erzählungen der beiden letzten Lebensjahre Ausdrucksregister, die u. a. den Surrealismus André Bretons in vielem vorwegnehmen und somit auch die ›Modernität‹ dieses Autors in einem neuen Licht erscheinen lassen. Viele der bisher ungeklärten ›Eigenheiten‹ Kleist’schen Erzählens konnten in dieser, mit einem neuen tiefenpsychologischen Erklärungsansatz operierenden Arbeit erklärt werden.

      Modernität und Bewusstsein
    • Kleist verstehen

      Text + Deutung

      • 333 Seiten
      • 12 Lesestunden

      Wenn Autoren sich förmlich in die Moderne hineinschreiben, indem sie diese künstlerisch mitbegründen, entwickeln sie nicht nur neue, nie dagewesene Formen, sondern stoßen auch auf Inhalte, die bisher der Taburegel zum Opfer fielen. Indem sich im Werk dieses früh aus dem Leben geschiedenen Autors sowohl das ?Normale? mit dem ?Aberranten?, das Konventionelle mit dem Unüblichen, das Opportune mit dem Anstößigen mischt, geht auch das Realistische mit dem Fantastischen eine Melange ein, die erstmals surrealistische Züge trägt. 0Heinrich von Kleist lebte in brennenden oder schwelenden Revolutionszeiten,0die mit der Egalität neue Ideale der Selbstbestimmung und Würde hochhoben und doch wieder verrieten. Dieses Buch widmet sich einigen von Kleists Erzählungen, die an experimentellem Verve nichts zu wünschen übrig lassen und überraschend Themen extrapolieren, die darauffolgende Jahrhunderte bis heute beschäftigen, etwa das problematische Verhältnis von Ich, Kultur und Gesellschaft im Zeichen des industriellen und nachindustriellen Zeitalters. Jede Erzählung ist dabei eine ?Geschichte? der Gewalt im doppelten Sinn dieses Wortes und rechtfertigt den Ruhm des Autors als ?Aufklärer in extremis?

      Kleist verstehen
    • Das „Unbehagen an der heutigen Schweiz“, das nur von „Psychopathen“ stammen könne, will näher betrachtet sein. Max Frisch erwähnt die (anonyme) These im Jahr 1974 in seiner Rede zur Verleihung des Großen Schillerpreises. Er nimmt in Kauf, selbst zu den „Psychopathen“ gezählt zu werden, welche „die gesellschaftliche Gesundheit der Schweiz“ in Frage stellen. Allein am „Unbehagen“ gemessen, defilieren in langer Genealogie zahlreiche Geistesgrößen vorbei: Pestalozzi, Gotthelf, Keller, Meyer … Ohne das „Unbehagen an der Schweiz“ wäre die Schweiz nicht die Schweiz. Warum aber ist man als Psychopath verrufen, wenn man in einem Land nicht nur Behagen verspürt? Diese und andere Fragen will das Buch beantworten. Wenn es sich jenen vermeintlich „Gesunden“ widmet, dann deshalb, weil sie ihm nicht als helvetische, geschweige denn mondiale Einzelfälle erscheinen. So wenig dieses Psychogramm eine klassische „Fallanalyse“ ist, so sehr will es ein Beitrag zur Kasuistik gesellschaftlicher Symptome sein. Die innere Schweiz als Modell, das den Rest der Welt bespiegelt? Ein sozialpsychologisches „Andorra“? Wo Zeitströmungen und Zeiten derart turbulent zusammenfließen, ereignen sich komplexe Interaktionen, die zu Transformationen aller Art führen, von der kompletten Umwandlung bis zur Isolierung neuer Elemente. Wer die Schweiz als ein solches Labor der Verschmelzungen zu verstehen sucht, hat es vielleicht einfacher mit der Erklärung der restlichen Welt.

      Die innere Schweiz