Die österreichische Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg
- 159 Seiten
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Am 28. und 29. Oktober 2016 fand in Krems aus Anlass des vierhundertjährigen Gründungsjubiläums des Kremser Jesuitenkollegs eine internationale und interdisziplinär ausgerichtete Tagung mit dem Titel „Auftakt der Gegenreformation? Krems und die Ansiedlung der Jesuiten im Jahr 1616“ statt. Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft, Bauforschung und Geschichtswissenschaft präsentierten neue Forschungsergebnisse im stimmigen Ambiente des Refektoriums des ehemaligen Kremser Jesuitenkollegs. Vorliegender Band umfasst sämtliche Beiträge der Referentinnen und Referenten. Gegenüber der Tagung konnte jedoch das Themenspektrum durch die Bearbeitung der Theatergeschichte und durch eine Übersetzung des lateinischen Briefes des Kremser Jesuiten Andreas Xavier Koffler (1603–1651) aus Goa beträchtlich erweitert werden. Das Buch versteht sich als eine Fallstudie, in der ein wichtiger Jesuitenstandort im Schatten des Wiener Hofes in größerer Breite erschlossen werden kann. Nicht nur die schwierige Gründungsphase des Projektes in Krems, sondern auch dessen kunst-, schul-, theater- und missionsgeschichtliche Dimension wird ausführlich thematisiert. Damit liegt ein wichtiger Beitrag zur vielschichtigen katholischen Konfessionalisierung vor, der nicht nur lokalgeschichtlich rezipiert werden sollte.
Zur Kunst- und Kulturgeschichte der österreichischen Ordensprovinz der "Gesellschaft Jesu" im 17. und 18. Jahrhundert
Der Band „Die Jesuiten in Wien“ untersucht wesentliche historische und kunsthistorische Aspekte des Wirkens der „Gesellschaft Jesu“ in Wien als Zentrum der österreichischen Ordensprovinz im 17. und 18. Jahrhundert. Die Jesuiten, die 1551 nach Wien kamen, entfalteten in der Folge eine rege missionarische und kulturelle Tätigkeit. Darüber hinaus war die „Gesellschaft Jesu“ durch die enge Bindung an das Kaiserhaus ein eminent politischer Faktor im Rahmen der vom Haus Habsburg nachhaltig geförderten Gegenreformation. Bis zur Auflösung des Ordens im Jahr 1773 dominierte der Orden das höhere Bildungswesen und hatte durch eine umfassende Predigttätigkeit wesentlichen Einfluss auf das geistige Klima der Zeit. Die Beschäftigung mit der „Gesellschaft Jesu“ ist von hohem interdisziplinärem Interesse, da sich ihre Leistungen auf viele unterschiedliche Gebiete, wie etwa das Theater, die Naturwissenschaften, die Philosophie, die bildende Kunst, die Architektur und die Pädagogik erstreckten. Die Bedeutung des Jesuitenordens kann auch in territorialer Hinsicht abgelesen werden. So war Wien der Sitz der österreichischen Ordensprovinz, die zum Zeitpunkt der Aufhebung des Ordens 1773 Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Kroatien und Slawonien, Ungarn mit der Slowakei und Siebenbürgen umfasste.
Der Band konzentriert sich auf den kaiserlichen Hof, die königlichen sowie auf solche Höfe Europas, die sich zwischen dem Westfälischen Frieden und dem Tod Kaiser Karls VI. im Streben nach einer Königskrone an königlichen Repräsentationsstandards orientiert haben. Ein zentraler Fokus liegt auf der Nutzung von Symbolvorräten und Symbolisierungsprozessen sowie auf dem Beitrag, den sie (oder der Verzicht auf sie) im Hinblick auf die Konstitution und Stabilisierung der Institution „Kaiser- bzw. Königtum“ leisten. Davon nicht zu trennen ist die Frage, auf welche medialen Bezugssysteme, gattungsbezogenen Kontexte und repräsentativen Modelle jeweils zurückgegriffen wird und inwiefern diese dabei eine Neusemantisierung erfahren. Der Band versammelt Beiträge einer Tagung, die im Mai 2017 vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster sowie dem Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien ausgerichtet wurde.
Der zweite Band der fünfteiligen Publikationsreihe zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg untersucht die Entwicklung der Residenz zur zentralen mitteleuropäischen Kaiserresidenz von Ferdinand I. bis Leopold I. Die facettenreiche Bau- und Funktionsgeschichte wird durch Analysen der Repräsentationspraktiken der Habsburger ergänzt. Diese Praktiken werden an der Architektur, ihren Dekorformen sowie dem Zusammenspiel von Zeremoniell und Raumfolgen nachvollzogen, einschließlich der Theaterräume, Gartenanlagen und Sammlungen. Ein zentraler Aspekt der Untersuchung ist der Blick auf die europäischen Verknüpfungen, wobei die Internationalität der Habsburgerfamilie in diesem Zeitraum besonders berücksichtigt wird. Der enge Kontakt und regelmäßige Austausch zwischen den habsburgischen Höfen in Wien, Madrid und Brüssel sind entscheidend für die Analyse der bau- und raumkünstlerischen Leistungen an der Hofburg. Diese war mit ihren wechselnden Baustellen ein repräsentativer Raum für das internationale, vor allem italienisch geprägte Baugeschehen in Mitteleuropa, wobei die „italianità“ einer Transformation unterzogen wurde. Die Vermengung italienischer Elemente mit spezifisch mitteleuropäischen, burgundischen oder spanischen Einflüssen sowie dynastisch bedingten Besonderheiten stellt einen auffälligen Prozess dar, der in der Hofburg des 16. und 17. Jahrhunderts beobachtet werden kann.
Prächtige Text-Bildband zum „1000 Jahr Jubiläum“ des Doms der Wachau (Stadtpfarrkirche Krems Sankt Veit). Fotos von Gregor Semrad. Textbeiträge sind von namhaften Personen/Wissenschafter wie Univ.-Doz. Dr. Herbert Karner, Univ.-Prof. Fritz Steininger, Dr. Martin Krenn, Mag. Günter Morschhauser, Mag. David Ruß, Dr. Barbara Wewerka, sowie dem international bekannten Restaurator Mag. Peter Berzobothaty.
Der Bau für die Wiener Universität wurde zwischen 1753 und 1755 nach den Plänen des lothringischen Architekten Jean Nicolas Jadot errichtet und feierlich im April 1756 von Kaiser Franz I. Stephan und Maria Theresia eröffnet. 1857 wurde das Gebäude der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften übergeben. Der Standort wurde gewählt, da er im Stadtviertel liegt, in dem seit dem späten 14. Jahrhundert die Universitätsgebäude angesiedelt waren. Die urbanistischen Vorgaben und die schmale Baufläche erforderten eine besondere Anordnung der „Neuen Aula“, deren Schmalseite zur Platzseite hin hervorgehoben wurde. Diese neue Fassade trat in Konkurrenz zur Front der Universitätskirche der Jesuiten und führte zu einer Neuordnung des optischen Bezugssystems des Platzes. Diese Veränderung symbolisiert die Neuorganisation der Universitätslehre, die bis 1759 schrittweise von der „Gesellschaft Jesu“ entzogen wurde. Ursprünglich war geplant, im Neubau Wohnungen für Professoren der juristischen und medizinischen Fakultät einzurichten, was die praxisnahen Fakultäten bevorzugte. Erzbischof Johann Joseph Graf Trautson, der die Bauagenden von Maria Theresia erhielt, war entscheidend für die zügige Realisierung des Baues. Ab Februar 1754 wurde die Zusammenführung der vier Fakultäten im Neubau zum Programm erhoben, was die akademische Disziplinenbetonung unterstrich. Diese Publikation untersucht die Geschichte und Ausstattung der ehemaligen Universitäts
Der italienische Maler und Architekt Andrea Pozzo S. J. (1642–1709) prägte die spätbarocke Raum- und Ausstattungskunst in Italien durch die Ausmalung des Gewölbes der Jesuitenkirche S. Ignazio und seinen zweibändigen Perspektiv-Traktat „Perspectiva Pictorum et Architectorum“. In seinen letzten Lebensjahren bei den Wiener Jesuiten hinterließ er bedeutende Werke wie die Neuausstattung der Universitätskirche, die Ausmalung des Herkulessaales im Gartenpalais der Fürsten Liechtenstein und den Hochaltar der Franziskanerkirche, die den Transfer des römischen Barocks nach Mitteleuropa prägten. Das wissenschaftliche Interesse an Pozzo beruht auf seiner gleichzeitigen Auseinandersetzung mit Architektur und Malerei, die er meisterhaft beherrschte. Durch exzellente barocke Perspektivtechniken schuf er beeindruckende „Theatra sacra“. Besonders der Altarbau spielte eine zentrale Rolle in seinen Konzepten, die reale und virtuelle Räume vereinten und für die theatralen Liturgie des Barock von großer Bedeutung waren. Anlässlich seines 300. Todestages im Jahr 2009 fand eine internationale Tagung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften statt, die eine kunsthistorische Neubewertung seiner Bedeutung ermöglichte. Die Ergebnisse dieser Tagung sind hier dokumentiert.
The building intended for the University of Vienna was constructed between 1753 and 1755, designed by architect Jean Nicolas Jadot. Its opening, attended by Emperor Francis I and Empress Maria Theresia, occurred in April 1756. In 1857, the building became home to the Imperial Academy of Sciences, founded by Emperor Ferdinand I in 1846. The site for the new assembly hall was strategically chosen in an area where university buildings had existed since the late 14th century. The unique urban setting required an innovative design for the “Neue Aula,” which emphasized its façade to compete with the University Church of the Jesuits, symbolizing a shift in the academic landscape as the university distanced itself from the “Society of Jesus” by 1759. Initially, the design aimed to provide apartments for professors of law and medicine, reflecting the focus on these practically oriented disciplines during university reforms. Chancellor Archbishop Johann Joseph Graf Trautson expedited the project, and by February 1754, plans for unifying the four schools in the new building were underway, highlighting a shared academic identity, as depicted in the frescoes by Gregorio Guglielmi. This publication offers an in-depth exploration of the history, design, and decoration of the former assembly hall, now the main building of the Austrian Academy of Sciences, supported by extensive written and pictorial sources.