Die Untersuchung beleuchtet die Netzwerke, Kampagnen und Ideologien des „Furchtbürgertums“, das aus Angst vor Freiheit und Gleichheit agiert. Sie analysiert Verbindungen zwischen Pegida-Demonstrationen und den „Demos für alle“ sowie die Klassenfraktionen, aus denen sich dieses Milieu rekrutiert.
Andreas Kemper Bücher






Privatstädte
Labore für einen neuen Manchesterkapitalismus
Sarrazins Correctness
Ideologie und Tradition der Menschen- und Bevölkerungskorrekturen
Thilo Sarrazins Buch 'Vom neuen Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland' erschien Ende Februar 2014. Darin wird er seine bereits in Vorträgen dargelegten Thesen zur Meinungsfreiheit in einem Rundumschlag gegen Political Correctness gewinnbringend vermarkten. Politisch absolut ›unkorrekt‹ steht Sarrazin dabei in der ideologischen Tradition der Menschen- und Bevölkerungskorrekturen. Wer von Gutmenschen und Tugendterror spricht, will die Primärtugenden der Menschlichkeit durch angebliche Tugenden der Korrektheit ersetzen. Sarrazin stellt sich gleichermaßen als Rebell gegen Political Correctness wie als Opfer von Zensur dar. Er lenkt damit ab von der Tradition der Korrektions-Anstalten und der eugenischen Bevölkerungskorrekturen, deren Ideologie er vertritt. Thilo Sarrazin zeigt, dass sich noch immer die Ideologie des Forderns und Förderns mit Fragen der qualitativen Bevölkerungspolitik verbindet. Die modernisierte Variante dieser Ideologie besetzt in den Auseinandersetzungen um emanzipatorische Kämpfe das Schlagwort Political Correctness. Mit diesem Trick wendet er den antiquierten Mief der Korrektheit gegen emanzipatorische Meinungen und Gruppen. Er dreht den Spieß des Bürgertums um und lässt ihn gegen sich gerichtet erscheinen.
Euro-Rebellion
- 117 Seiten
- 5 Lesestunden
Die Alternative für Deutschland ist im April 2013 als Anti-Euro-Partei gegründet worden, die sich konservativer und marktliberaler positioniert als CDU und FDP. Inhaltlich steht sie dem Netzwerk um den Verein Zivile Koalition e. V. des Ehepaares Beatrix und Sven von Storch nahe. In diesem Band werden Geschichte und Hintergründe der Alternative für Deutschland und der Zivilen Koalition e. V. beleuchtet. Aus dem Scheitern der rechtspopulistischen DM-Partei Bund Freier Bürger und der unternehmernahen Lobbyorganisation Bürgerkonvent e. V. sind rechtskonservativ-libertäre Fortsetzungsprojekte mit neuen Strategien entstanden. Das Besetzen von linken Begriffen wie Direkte Demokratie und Alternative Bewegung ist dabei nicht nur als rechte Diskurspiraterie zu interpretieren, sondern als neue politisch-praktische Strategie. There is no Alternative gilt für die deutsche Tea-Party-Bewegung nicht.
Die Maskulisten
- 184 Seiten
- 7 Lesestunden
„Maskulismus“ bezeichnet den modernisierten Antifeminismus und dieser Sammelband vereint aktuelle Forschungsergebnisse sowie Erfahrungsberichte zum Thema im deutschsprachigen Raum. Das erste Kapitel skizziert die Entwicklung des Maskulismus, beginnend mit der Vaterrechtsbewegung der 1990er Jahre, wie von Thomas Gesterkamp beschrieben. Jörg Rupp beleuchtet die Anfänge der Männerrechtsbewegung im Usenet und deren Expansion im Web 2.0. Andreas Kemper untersucht die interne Debatte über den antifeministischen Oslo-Attentäter Breivik und die damit verbundene Spaltung innerhalb der Bewegung. Durch drei wissenschaftliche Abschlussarbeiten wird die Männerrechtsbewegung umfassender analysiert. Isolde Aigner thematisiert antifeministische Denkmuster im medialen Diskurs, während Hinrich Rosenbrock die Hauptideologien der Bewegung, Antifeminismus und männliche Opferideologie, vorstellt. Robert Claus analysiert die Hauptideologen von „AGENS“ und „MANNdat“. Feminist_innen berichten von ihren Erfahrungen mit Maskulisten und deren „hate speech“-Strategien, wie Ines Fritz und Gudrun Debus, die ähnliche Erlebnisse in der Piratenpartei machten. Eine Gruppe versucht, mit dem Projekt „hatr.org“ einen neuen Umgang mit „hate speech“ zu finden. Der letzte Teil des Bandes vergleicht Maskulismus mit den Geschlechterkonzeptionen von Rechtsextremisten und beleuchtet die Ähnlichkeiten in deren Männer- und Frauenbildern.
›Klassismus‹ ist ein bislang noch wenig bekannter Begriff zur Bezeichnung der individuellen, institutionellen und kulturellen Diskriminierung und Unterdrückung aufgrund des tatsächlichen, vermuteten oder zugeschriebenen sozial- oder bildungspolitischen Status. Menschen in Armutsverhältnissen wird zum Beispiel gewalttätiges Verhalten oder Alkoholismus stereotyp unterstellt und medial inszeniert, obwohl diese Phänomene klassenübergreifend gleichermaßen vorkommen. Der Begriff ›Klassismus‹ beschreibt die Erfahrung persönlicher Diskriminierung von Menschen als gesellschaftliches, strukturelles Problem. Damit ergänzt und überschneidet er sich mit der Analyse von Rassismus, Sexismus und anderen Diskriminierungsformen. Zum ersten Mal liegt nun eine Einführung in deutscher Sprache vor. Die Verfasser*innen zeigen die Ursprünge des Klassismusbegriffs auf, seine Alltags- und Widerstandspraxen in den USA sowie seine politische Anschlussfähigkeit im Kontext der Bundesrepublik.